Wer liest, schätzt es, von sachkundigen Literaturkritikern unter den jährlich 90.000 Neuerscheinungen auf die richtigen Bücher gestoßen zu werden. Einige Vertreter dieser Zunft haben es, auch dank einschlägiger TV-Plauderrunden zu großer Prominenz gebracht, man denke etwa an Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek, Iris Radisch oder Thea Dorn. Ein anderer plaudert lieber allein oder direkt mit den Autoren: Der Literaturkritiker Denis Scheck. Auch seine spitzzüngigen Verrisse, mit denen er Bücher in seiner TV-Sendung „Druckfrisch“ ungespitzt in den Boden rammt, sind inzwischen legendär.

Wenn er an diesem Montag die Bühne der Hamburger Kammerspiele anlässlich des Literaturfestivals Harbourfront betritt, gibt er die Parole aus: „The Good, the Bad, the Ugly: Deutschlands bekanntester Literaturkritiker sagt, was sich zu lesen lohnt. Besucher erleben gleichsam eine Live-Sendung „Druckfrisch“. Scheck spürt aktuelle Sumpfblüten auf und weist auf künstlerische Höhenflüge hin.

Der Kritiker ist meinungsstark, weiß aber seine Expertise immer unterhaltsam in Szene zu setzen. Leidenschaftslos ist er nie. So harsch er einen Autor in der Luft zerreißt, so enthusiastisch kann gleich darauf das Lob eines anderen ausfallen.

Der gebürtige Stuttgarter lebt in Köln. Nach seinem literaturwissenschaftlichen Studium arbeitete er als literarischer Agent, übersetzte Autoren wie David Foster Wallace und Ruth Rendell. Vor allem aber ist der mit zahlreichen Preisen bedachte Denis Scheck freier Kritiker, bevorzugt für den Deutschlandfunk und eben die ARD.

Bei Denis Scheck werden eher gestandene Profis Gegenstand des Gesprächs sein. Anders ist es beim Debütantensalon. Hier wetteifern acht junge Autorinnen und Autoren um den mit 10.000 Euro dotierten Klaus-Michael Kühne Preis, der am 22. September verliehen wird. In Teil Drei wird am gleichen Abend Nava Ebrahimi aus ihrem Buch „Sechzehn Wörter“ lesen, der Selbstfindungsgeschichte einer jungen, in Deutschland lebenden Iranerin auf Heimatbesuch. Alina Herbing stellt ihren Roman „Niemand ist bei den Kälbern“ vor, die nicht nur die romantischen Seiten des Bäuerlichen Lebens für eine junge Frau beleuchtet. Stephan Lohr moderiert. Einen Abend später stellen die letzten beiden Preisanwärter ihre Werke vor. Julia Weber begleitet zwei Kinder, die in einer vermeintlich aufgeräumten Realität ihre eigene Welt entwickeln. Stephan Lohse wiederum blickt in „Ein fauler Gott“ auf die Nöte Heranwachsender Anfang der 1970er-Jahre zurück. Es moderiert Maike Schiller.

Denis Scheck Mo 18.9., 20 Uhr, Kammerspiele, Hartungstraße 9-11, Karten 18, ermäßigt 14 Euro
Debütantensalon – Dritter Abend Nava Ebrahimi & Alina Herbing Mo 18.9., Debütantensalon – Vierter Abend Julia Weber & Stephan Lohse Di 19.9., jeweils 20 Uhr, beide im Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69, Eintritt 10 Euro