Opern-slam. Beim Opern-Slam im Ernst Deutsch Theater entscheidet das Publikum über Sieger oder Siegerin

Die Zeit ist knapp, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Nur 90 Sekunden haben die Sänger und Sängerinnen für ihre geschmetterten Koloraturen, dann geht es zur Abstimmung. Wer in diesem gnadenlosen Sängerkrieg gewinnen will, sollte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ein hohes C reicht da oft nicht aus. Da muss man schon mal die Bühne verlassen, sich auf den Schoß eines Zuhörers in der ersten Reihe setzen oder einem weiblichen Fan ganz tief in die Augen blicken. Denn jede Stimme zählt beim Kampf um den Goldenen Pokal.

Jeder Vortrag darf maximal 90 Sekunden dauern

„Sängerkrieg“ heißt das Stück, das die drei Macherinnen des Opernlofts Hamburg entwickelt haben und das inzwischen Kultcharakter besitzt. Es ist einer der vielen Versuche des Trios, ein eher opernfernes Publikum auf leichte Art an dieses als schwierig geltende Musikgenre heranzuführen. Nachdem das Opernloft seine Heimat im Verlagshaus Axel Springer an der Fuhlen­twiete verloren hat, haben Susann Oberacker, Inken Rahardt und Yvonne Bernbom im Ernst Deutsch Theater einen neuen Ort gefunden, in dem sie ihre Show auf die Bühne bringen können. Poetry-Slam gibt es in dem Theater an der Mundsburg ohnehin schon, warum nicht auch dem Opern-Slam eine neue Heimat geben?

Vier Sängerinnen und Sänger treten in diesem Gesangs-Battle gegen­einander an und müssen verschiedene Aufgaben erfüllen. Die einzelnen Kategorien tragen Titel wie „Operette, wer sich kann“ oder „Zum Glück bin ich unglücklich“. Jeder der Wettstreiter muss dazu einen Neunzigsekünder schmettern oder trällern. Wenn der Vortrag auch nur eine Sekunde überzogen wird, knallt der Buzzer in die Melodie und beendet die Arien abrupt.

Das Publikum hat nicht nur die Aufgabe, mit seinem Applaus den jeweiligen Rundensieger zu küren, es darf auch hineinrufen, um welches Lied es sich gerade handelt. Arien aus „Carmen“, der „Zauberflöte“ und „La Bohème“ gehören fast zum Allgemeingut musikalischer Bildung, aber beim „Sängerkrieg“ ertönen auch Passagen aus nicht so bekannten Opern. Wer die richtige Melodie erkennt, wird von den beiden Moderatorinnen belohnt – mit einem Schnaps. Das hebt die Stimmung, sodass der Abend alles andere als eine bierernste Veranstaltung wird. Manchmal werden auch nicht ganz exakte Antworten mit einem Kurzen honoriert. Hauptsache, das Stimmungsbarometer steigt und steigt und steigt. Wenn doch jeder Wettkampf so lustig und feuchtfröhlich wäre wie dieser „Sängerkrieg“.

Sängerkrieg. Der Opern-Slam Mo 3.7., 19.30, Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten ab 22;-; www.ernst-deutsch-theater.de