Benefiz-Festival. Die „Millerntor Gallery #7“ bietet vom 29.6. bis 2.7. ein breites Spektrum an Kunst, Konzerten und Lesungen

Es soll ja Menschen geben, die sogar in der spielfreien Zeit zum Millerntor gehen – und sei es, um für eine der begehrten Dauerkarten anzustehen. Doch auch all jene, die für die neue Saison des FC St. Pauli kein Ticket ergatterten, kommen von Donnerstag an zu einem erlebbaren Genuss – einem Kunstgenuss.

Ein neues Motiv an der Außenwand der Südtribüne, gemalt von Anne Regier, ist sichtbarstes Indiz dafür, dass sich auch im Stadion einiges getan hat: Zeit für die „Millerntor Gallery“. Was an den Wänden gestaltet worden ist oder beim Festival wird, kann sich ein Jahr lang sehen lassen. Es bleibt.

„Anstatt erneut die Quantität zu steigern, wollen wir noch etwas mehr Qualität zeigen“, erläutert Kuratorin Anna Lafrentz. Statt 160 Künstlern wie im Vorjahr sind es diesmal gut 110 aus 20 Ländern. Sie sollen mehr Zeit und mehr Platz haben, sprichwörtlich mehr in die Tiefe gehen. Bis zum Sonntag finden sich Werke aus Urban Art, Contemporary & Fine Art und Malerei. Zudem Live-Painting und Installationen.

Der Hamburger Graffiti-Künstler Bobbie Serrano hat sich mit einem eigenwilligen Totenkopf auf einer großen Wand unter der Haupttribüne verewigt. Auf der Promenade der Südtribüne hat der Wahlberliner El Bocho sein sehenswertes 7,50 x 3 Meter großes Werk während einer Vorbesichtigung bereits abgezeichnet, verfeinert es aber noch von einer Leiter aus.

Derweil arbeitet Macha, eine Illustratorin aus Kathmandu, an scharfen Linien auf ihren hellen Wandfarben: „Ich mache Comics.“ Die nepalesische Künstlerin verarbeitet so Flüchtlingserfahrung und das Leben mit ihrem Vater. Sie sei schon das zweite Mal bei der „Millerntor Gallery“. Merke: Es müssen nicht nur international bekannte Künstler wie diesmal der Spanier Okuda San Miguel oder die Argentinierin pum pum sein.

Viva con Agua de Sankt Pauli e.V., heute eine weltweite Trinkwasser-Initiative, hatte die „Millerntor Gallery“ vor sechs Jahren „aus einer Schnapsidee“ entwickelt, so Mitinitiator Michael Fritz. Inzwischen wurde das Benefiz-Festival mit den drei Säulen Kunst, Musik und Kultur (inklusive Lesungen) in anderen Städten kopiert.

In Hamburg sollen erneut etwa 70 Prozent der Erlöse an Viva con Agua fließen. Im Vorjahr kamen bei der Rekordzahl von 17.000 Besuchern 70.000 Euro für die Projekte zusammen. Novum 2017: Das Musikprogramm der „Parkbühne“ kuratieren erstmals drei Paten: Bela B, Fettes Brot und DJ Mad luden etwa die Bands Grossstadtgeflüster und Schrottgrenze sowie die Rapper Maeckes und Afrob ein. Wer bei alldem den Fußball vermisst: Fotograf Henning Heide zeigt ungewöhnliche Motive von St. Paulis Fan-Liebling Ewald Lienen. Der neue Technische Direktor war schon 2015 in seinem ersten Sommer als FC-Trainer interessierter Gast einer Benefiz-Auktion der „Millerntor Gallery“. Nur so.

„Millerntor Gallery #7“ 29.6.-2.7.,
Do 18.00-24.00, Fr 16.00-24.00, Sa 12.00-24.00, So 12.00-19.10, Millerntor-Stadion
(U St. Pauli), Harald-Stender-Platz 1,
Eintritt 9,-/erm. 3,-;
www.millerntorgallery.org