kabarett. Michael Frowin und Dietmar Loeffler haben mit „Heiße Zeiten, Angela!“ auf dem Theaterschiff Premiere

Wir wissen nicht, ob Angela Merkel, wenn sie Anfang Juli in ihrer Geburtsstadt als Gastgeberin des G20-Gipfels fungiert, mal am Nikolai­fleet vorbeikommt. Dort wechseln regelmäßig Ebbe und Flut. Hamburgs Theaterschiff scheint in seinem 42. Jahr indes ebenso unsinkbar wie die Kanzlerin im zwölften Jahr unablösbar.

Doch im Bauch des Schiffs regt sich was. Hier sind Michael Frowin und Dietmar Loeffler seit einigen Wochen in ihre neuen alten Rollen geschlüpft. Frowin agiert seit 2010 immer wieder als Kanzlerchauffeur, begleitet am Klavier vom Lieblingspianisten der Kanzlerin alias Loeffler. „Heiße Zeiten, ­Angela!“, das an diesem Mittwoch Premiere feiert, ist bereits die dritte Zusammenarbeit der beiden. 2015 hatten Kabarettist Frowin, seit einem Jahrzehnt künstlerischer Leiter des Schiffs, und der renommierte Theatermusiker Loeffler mit dem Chansonabend „Französisch auf Deutsch“ angefangen. Im vorigen Spätherbst folgte dann „Halleluja, Angela“, eine Mischung aus vorgezogenem Jahresrückblick und Weihnachtskabarett, in dem Loeffler als Lieblingspianist der Kanzlerin debütierte.

„Das kam sehr gut an“, erzählt Frowin in einer Probenpause. „Und warum sollten wir nicht mit den bewährten Figuren arbeiten?“ Ein Sommer-, in diesem Jahr ein Wahl(kampf)programm auf dem Schiff also. Dafür erdachte Frowin den Rahmen: Ausgerechnet der überforderte Kutscher der Kanzlerin, der sich in der Vergangenheit schon mal über ihre beiden „Überhangmandate“ lustig gemacht hatte, ist mit der Organisation des Sommerfestes betraut. Interessenkonflikte sind programmiert, ein Tohuwabohu scheint kaum abwendbar zu sein.

Autor Frowin musste einiges umschreiben, nachdem es im Frühjahr bei der Nominierung und Wahl von Schulz zum Kanzlerkandidaten und SPD-Chef noch nach einem engen Duell der „Mutti aus der Uckermark mit dem heiligen Sankt Martin aus Würselen“ ausgesehen hatte. „Jetzt haben wir noch eine Mitleidsnummer über die SPD im Programm“, sagt Frowin. „Man kann über alle Abgesänge schreiben – außer über Mutti.“ Auch auf den Tod des Altkanzlers Kohl hat der Kabarettist reagiert: „Helmut ist tot, aber ich bin noch da“, lautet ein Satz, den Frowin Merkel auf den Leib geschrieben hat.

Musikalisch bedienen sich Frowin und Loeffler, der nach seinen Kammerspiele-Erfolgen „Männerbeschaffungsmaßnahmen“, „Pasta e Basta“ und „Sylt – Ein Irrtum Gottes?“ richtig Spaß an der Kleinkunst im 120-Plätze-Schiff gefunden hat, junger und älterer Kollegen. Dazu zählen Songs der Duos Lumpenpack und Schwarze Grütze, aber auch von Liedermacher Ulrich Roski und Schlager-Ikone Udo Jürgens.

Egal was kommt, die Figuren Kanzlerchauffeur und -pianist bleiben, meint Frowin. Wie sich die Herrscher Putin, Erdogan, Trump, begleitet von der Kanzlerin, beim G20-Gipfel heimlich nennen, ahnt Frowin schon: „Drei Männer und ein Baby“ ...

„Heiße Zeiten, Angela!“ Premiere Mi 21.6., 19.30, auch Do 22.–Sa 24.6., dann bis 22.9., Theaterschiff (U Rödingsmarkt), Holzbrücke 2, Karten zu 10,- (erm.) bis 29,- unter
T. 69 65 05 60; www.theaterschiff.de