Wer Unfreiheit erlebt hat, weiß den Wert der Freiheit als kostbares Gut zu schätzen. Für Jan Koblasa gilt das in besonderem Maß, denn der Bildhauer, der 1932 im südböhmischen Tábor geboren wurde, musste vor der Verfolgung in der kommunistischen CSSR fliehen. Nach der blutigen Niederschlagung des Prager Frühlings ging er 1968 ins Exil nach Deutschland, heute lebt er in Hamburg und in Prag.

Nicht zufällig heißt die Ausstellung, die Jan Koblasa anlässlich seines 85. Geburtstages im Museum Mahnmal St. Nikolai würdigt, „Freiheitsbotschaften“, ist Freiheit doch das Grundthema im Schaffen des Künstlers, dessen Arbeiten in Museen und Galerien in Tschechien, Israel, Ägypten, Venezuela und Deutschland zu sehen sind. „Versöhnung über Grenzen“ heißt der programmatische Untertitel der Schau, deren Skulpturen dazu einladen, sich mit der Existenz des Menschen zwischen Unterdrückung und Entfaltung, mit Grenzsituationen und Grenzüberschreitungen zu beschäftigen. Sie stammen aus 50 Jahren und geben damit einen guten Einblick in die künstlerische Entwicklung von Koblasa, der als Professor in Kiel und später auch in Prag gewirkt hat. Das geschieht in direkten Auseinandersetzung mit den ausgestellten Skulpturen, aber auch im Kontext des Ausstellungsortes, dem Gewölbekeller Mahnmal St. Nikolai, der als zentraler Erinnerungsort für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft der Jahre 1933­–1945 dient.

Neben der Besichtigung der Ausstellung und des Museums werden zum Beispiel Jugendgruppen während der Sommermonate auch die Möglichkeit erhalten, mit Jan Koblasa und seiner Frau, der Moskauer Malerin Sonia Jakushewa, ins Gespräch zu kommen und mehr über die Repression in den kommunistischen Staaten und den Widerstand, etwa durch die Charta 77 in der Tschechoslowakei, zu erfahren. Hier geben die Künstler zugleich als Zeitzeugen Auskunft.Ergänzt wird die Ausstellung durch Bilder von Jakushewa, die 1961 in Moskau geboren wurde. Sie studierte 1980–85 an der Moskauer Kunsthochschule Malerei, erhielt 1992 ein Stipendium des Landes Schleswig-Holstein und lebt seit 1993 überwiegend in Hamburg.

Jan Koblasa: Freiheitsbotschaften Eröffnung Mo 12. 6., 17.30 Uhr, Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brand-Straße 60, Eintritt frei, bis 30. 7., täglich 10 bis 17 Uhr