Dank seiner herausragenden langjährigen Kontakte kann der Galerist Thomas Levy mit einer umfangreichen Man-Ray-Ausstellung glänzen. Bis zum 14. Juni sind in seiner charmanten Eppendorfer Galerie an der Grenze zu Lokstedt etwa 45 Arbeiten des Künstlers aus verschiedenen Werkphasen zu sehen – auf Papier, in Öl gemalt, aber vor allem die für ihn typisch bearbeiteten Fotografien.

Der 1890 in den USA geborene und 1976 in Paris gestorbene Fotograf, Filmregisseur, Objektkünstler und Maler Man Ray zählte zum engen Kreis der Dadaisten und Surrealisten, die von Frankreich aus mit ihrer frechen, freien und von den Erkenntnissen der Psychoanalyse inspirierten Kunst die westliche Welt eroberten. Für seine spezielle Art der Porträtfotografie wurde er bekannt, und auch sein berühmtes Foto aus der Serie „Erotique voilée“ von 1933 ist in der Ausstellung vertreten. Es zeigt die junge nackte Künstlerin Meret Oppenheim, deren Körper geschickt kaschiert wird mit einem Rad und dessen Schatten.

Ein Zufall ist es wohl kaum, dass gerade diese Ikone surrealistischer Fotografie bei Levy zu finden ist, wenn auch als Reprint aus dem Jahr 1991. Seit Jahren betreut der Galerist den Nachlass von Meret Oppenheim, in enger Zusammenarbeit mit deren Familie.

Man Ray wollte eigentlich Maler werden. Die Fotografien entstanden anfangs nebenbei, um die Malerei zu unterstützen, mit der er allerdings nicht sonderlich viel Erfolg hatte. Sein Freund Marcel Duchamp animierte ihn dann 1921, mit nach Paris zu kommen – genau der richtige Zeitpunkt in jener extrem kreativen Aufbruchphase. Bald darauf entwickelte Man Ray Fotos, die man auch als Lichtdrucke bezeichnen könnte, weil sie ohne Kamera entstanden sind: Er legte einige Gegenstände auf lichtempfindliches Fotopapier – und es entstanden plastische abstrakte Bilder mit begleitenden Schatten. Durch umgekehrte Lichteinwirkung (diese Technik heißt Solarisation) kreierte Man Ray zudem spannende Effekte, die nach ihm Andy Warhol aufgriff und durch Vervielfältigung verbreitete. Diese Solarisationsbilder und andere Experimente mit lichtempfindlichem Papier haben ihre Frische bewahrt.

Ein Spaß sind außerdem die Por­träts des alten Künstlers mit Baskenmütze und eulenmäßig großer Brille, die zeigen, was für ein Clown er gewesen sein muss, dieser Man Ray.

Man-Ray-Ausstellung Galerie Levy, Osterfeldstraße 6, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, bis 14.6., Eintritt frei