Gospel. Queen Esther Marrow verabschiedet sich mit den Harlem Gospel Singers bei zwei Konzerten in der Laeiszhalle

Sie hat schon vor vielen US-Präsidenten im Weißen Haus gesungen. Vor Bill Clinton und Barack Obama, aber auch vor Republikanern wie Ronald Reagan und George W. Bush. Nur vor Donald Trump will sie nicht singen. „Es ist eine Schande, dass er gewählt worden ist“, sagt Queen Esther Marrow. Kein Wunder, dass die ungekrönte Königin des Gospels mit Abscheu an den designierten Präsidenten denkt. Marrow, 1941 in einer Kleinstadt in Virginia geboren, ist in den 60er-Jahren eine Streiterin für die Bürgerrechtsbewegung gewesen. Sie hat Martin Luther King bei seinen Auftritten und Märschen für die Rechte der Schwarzen unterstützt und schon damals zusammen mit Mahalia Jackson und anderen „We Shall Overcome“ und „Amazing Grace“ gesungen.

In diesem Winter ist die 75 Jahre alte Sängerin mit den Harlem Gospels Singers auf Abschiedstour durch Europa – 36 Städte. Hamburg gehört am Donnerstag und Freitag dazu.

Vor 25 Jahren hat Marrow die Harlem Gospels Singers gegründet und dem europäischen Publikum den Gospel gebracht, jenen aus den religiösen Spirituals entstandenen Gesang, mit dem die Mitglieder afro-amerikanischer Gemeinden in ihren Kirchen ihre Hoffnung auf die Einkehr ins Himmelreich ausdrücken. Gospel ist Gottesdienst und Gebet, es ist Nahrung für die Seele, es ist ein Loblied auf Gott und wird in den Kirchen mit Gesang, Tanz und verzücktem Klatschen zele­briert. „Oh Happy Day“, 1968 ein Nummer-eins-Hit für die Edwin Hawkins Singers, drückt dieses Gefühl am besten aus. Auch Queen Esther Marrow hat dieses Lied in ihrem Repertoire.

Bei der aktuellen Tournee erweist sie Prince mit einer Version von „Purple Rain“ die Ehre, „Georgia On My Mind“, vom Soulsänger Ray Charles populär gemacht, findet sich ebenso auf der Setliste wie Mahalia Jacksons „Didn’t It Rain“.

„Wir müssen aufstehen und uns vereinen, alle Religionen, alle Rassen. Wir müssen bereit sein zu kämpfen, damit unsere Kinder eine bessere Zukunft haben. Wir müssen aufstehen für Freiheit, Gerechtigkeit Gleichheit“, skandiert sie. Der Geist der Bürgerrechtsbewegung lodert weiter in Queen Esther Marrow – angesichts von Trump und der rassistischen Übergriffe in den USA heute genauso wichtig wie 1965.

Queen Esther Marrow & The Harlem
Gospel Singers
Do/Fr 12./13.1., jeweils 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt/U Messehallen/U Stephansplatz), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 22,- bis 65,- gibt es unter anderem online unter www.queenesther
marrow.com