Theater. J.M. Coetzees Drama „Warten auf die Barbaren“ steht im Malersaal wieder auf dem Spielplan

Er ist ein Schauspieler für extreme Rollen: Am vergangenen Sonntag spielte Markus John im TV-Krimi „Polizeiruf 110“ aus Rostock einen ungepflegten und brutalen Vergewaltiger, an diesem Donnerstag steht er wieder auf der Bühne im Malersaal. In „Warten auf die Barbaren“ nach dem Roman des südafrikanischen Nobelpreisträgers J.M. Coetzee glänzt John als Beamter, der zu Unrecht als Landesverräter angeklagt und gefoltert wird. John geht in seinem Spiel in die Extreme, lässt sich an drei Ketten hochziehen und baumelt über Kopf in der Folterkammer. In einer anderen Szene wird er unter einem Erdhaufen lebendig begraben. Die Regisseurin Maja Kleczewska hat starke Bilder gefunden, um die Unmenschlichkeit der Folter deutlich zu machen. Nachdem ihre unter die Haut gehende Inszenierung lange nicht mehr gespielt wurde, steht sie im Januar gleich dreimal auf dem Spielplan des Schauspielhauses .

„Ich würde das nicht machen, wenn es eine unzumutbare oder masochistische Strapaze wäre“, sagt Markus John über seine fordernde Rolle. „Wir zeigen keine Folter, wir wollen über Bilder und Sprache Assoziationen wecken und Reflexionen in Gang setzen.“ Dazu dient eine verstörende Reality-Show mit Michael Weber als Conferencier.
Launig und aufgedreht erzählt er wie im Fernsehen einen Witz nach dem anderen, doch niemand lacht. Mit ­anbiedernden Gags versuchte er, das Publikum zum Mitmachen zu animieren, doch es bleibt stumm. Zu grausam ist das Gesagte, zu stark sind die Bilder, die im Kopf der Zuschauer auftauchen und ihn vor Entsetzen erstarren lassen.

Von Schreckensorten wie Abu Ghraib und Guantanamo ist die Rede, von Streckbank, Waterboarding und anderen Praktiken aus dem Handbuch der Folterknechte. „Warten auf die Barbaren“ steht im Spielplan des Deutschen Schauspielhauses mit anderen aktuellen und politischen Inszenierungen wie „Schiff der Träume“, „Geächtet“ und „Unterwerfung“. Kleczewskas Dramatisierung des Coetzee-Romans ist eine Zumutung im positiven Sinne. Sie zwingt das Publikum, hinzusehen und hinzuhören und konfrontiert es mit der schlimmsten Form der Unterwerfung.

In unserem Rechtssystem ist Folter abgeschafft, in vielen Teilen der Welt existiert sie weiter.

„Warten auf die Barbaren“ Do, Sa, Mo, 5., 7., 9.1., jeweils 19.30, Malersaal (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 9,- bis 23,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de