Musik-Comedy. Musiker und Comedian Jan-Christof Scheibe hat mit dem Programm „Ogoddogott“ Solopremiere im Gruenspan

Oft zählt nur der Glaube – egal an was und an welche Grundsätze. „Zu viel Sex ist gar nicht gesund“, sagt sich etwa Jan-Christof Scheibe seit fast 20 Jahren. So lange läuft seine gleichnamige Musikshow schon regelmäßig montags im Imperial Theater. In einem anderen Laden auf dem Kiez baut der umtriebige Hamburger an diesem Sonnabend seinen (Show-)Flügel auf: Für die Uraufführung seines neuen Programms „Ogoddogott“ hat er das (diesmal bestuhlte) Gruenspan gewählt: „Der Club hat mit seinem abgeschrubbelten Saal und den Säulen für mich etwas Klerikales“, erläutert Scheibe.

Er wird jedoch weder eine Messe lesen noch einen Gottesdienst abhalten – dazu ist der 53-Jährige viel zu sehr Entertainer. „Religionen sind Fitnesscenter, die Maschinen und Fachpersonal in Räume stellen, um deinen Glauben zu trainieren“, formuliert Scheibe. Wie es der Programmtitel schon nahelegt, geht es um Gott, nicht jedoch primär um Religion, sondern um Glauben. Da macht Scheibe einen kleinen, aber feinen Unterschied.

Als Sohn eines Organisten und Enkel gleich zweier Pastoren sowie einst junges Mitglied eines evangelischen Kinderchores hat Scheibe reichlich kirchliche Backstage-Erfahrung. Der Musiker, Comedian und Chorleiter (Heaven Can Wait) zieht für seine aktuelle Haltung zur Kirche einen Vergleich zum Fußball: „Ich gehe nicht mehr ins Stadion“ – abgesehen von ehemaligen Kirchentagen oder dem Treffen in Taizé, die für Scheibe „besondere Turniere“ sind. Als sich aber vor geraumer Zeit ein Freund abfällig über die Taufe äußerte, spornte er damit den „Protestant im Ruhestand“ an, wie sich Scheibe selbstironisch nennt.

Den Weg aus der religiösen Beziehungskrise will er in „Ogoddogott“ – ausgehend von eigenen Erfahrungen und Erzählungen – ohne Häme, aber durchaus mit Spott auch in Figuren suchen: Ein indischer Guru, ein amerikanischer TV-Priester, eine Religions­beraterin oder der esoterisch angehauchte Arne, der Schamane sind für ihn neue Rollen. Dass sich Scheibe auch mit über 50 darstellerisch noch weiterentwickelt hat, hat er an der Seite der ausgebildeten Schauspieler Michael Ehnert und Kristian Bader zuletzt in der originell-prallen Klassiker-Parodie „Goethes sämtliche Werke ... leicht gekürzt“ im Altonaer Theater gezeigt. Dennoch hat Scheibe für sein neues Soloprojekt erstmals mit dem Berliner Theaterregisseur Lukas Langhoff zusammengearbeitet.

15 Songs hat Jan-Christof Scheibe neu komponiert. „Wenn ich ein Stück habe, flutsche ich durch mehrere Stile“, legt sich das Multitalent musikalisch ungern fest. Nur dass es bei „Ogoddogott“ eine Pause geben wird, ist ein Glaubensgrundsatz. „Das Gruenspan hat ja im Gegensatz zur Kirche einen Tresen“, sagt Scheibe – und lacht.

„Ogoddogott“ UA Sa 22.10., 20.00,
dann 31.10.–20.12., jeweils 20.00, Gruenspan
(S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 19,- (erm.) bis 22,- im Vvk., 27,- (Ak.); www.scheibe.de