Krimi. Im Imperial Theater hat heute „Die Frau in Schwarz“ Premiere, ein Krimiklassiker aus England

Es muss, ja es sollte nicht immer Edgar Wallace sein. Auch nicht im Imperial Theater auf dem Kiez. Zwar steht „Der Rächer“, die gelungene Adaption eines der Romane des englischen Schriftstellers, weiterhin auf dem Spielplan im ehemaligen Kino an der Reeperbahn. Deutschlands erfolgreichste Krimibühne geht jedoch auch mal wieder neue Wege – und gleichzeitig zurück in die Zukunft.

„Die Frau in Schwarz“ von Stephen Mallatratt lief 2002 schon einmal im Imperial-Programm. „Damals war das ein Versuchsballon“, sagt Frank Thannhäuser, der das Imperial 1994 als unkonventionelles Musiktheater eröffnet hatte und bis heute leitet. Thannhäuser und Co. feierten mit der Bühnenbearbeitung von Susan Hills Novelle ihren ersten Krimierfolg und sind dem Metier seitdem treu geblieben.

Weil Hamburgs angestammte Theater-Krimigemeinde damals noch nicht so groß war wie heute, bringt Thannhäuser das Stück am heutigen Dienstag als Neuinszenierung heraus; 2002 spielte er noch selbst den jungen Anwalt Arthur Kipps. Dieser soll in einer finsteren Gegend den Nachlass einer Klientin ordnen, bis ihm am verwaisten Haus der Toten eine rätselhafte Frau in Schwarz begegnet. Er will ihr Geheimnis lüften, bis er merkt, dass er die Geister, die er weckte, nicht mehr loswird; sie beeinflussen sein Leben am Ende des Viktorianischen Zeitalters.

Jahrzehnte später engagiert Kipps, gespielt von Wolfgang Riehm, einen jungen Schauspieler, um die grausigen Geschehnisse von damals durchzuspielen und zu verarbeiten. Den Mimen gibt Patrick Michel, im Imperial schon als junger Journalist respektive Dramaturg in den Wallace-Produktionen „Der Zinker“ und „Der Rächer“ zu sehen.

2012 kam „Die Frau in Schwarz“ auch als Kinofilm (mit dem ehemaligen Harry-Potter-Darsteller Daniel Radcliffe) heraus, Autor Mallatratt indes hat die Dramatisierung seines Zweipersonenstücks als Theater im Theater angelegt. „Wir geben den Schauspielern, aber auch den Zuschauern Gelegenheit, mit ihrer Fantasie zu spielen“, sagt Thannhäuser. Der Intendant und Regisseur hofft, dass sie sich von den Figuren mitnehmen lassen. An der Qualität des Stücks dürfte es nicht mangeln: „Die Frau in Schwarz“ treibt seit fast 30 Jahren am Londoner West End ihr geheimnisvolles Unwesen; nur Agatha Christies Krimiklassiker „Die Mausefalle“, von 2003 bis 2013 immer wieder auch am Imperial zu erleben, läuft in London noch länger, seit 64 (!) Jahren.

„Wir machen ja auch mal gern Mätzchen, aber es wird diesmal bei uns keine Kostümschlacht“, versichert Thannhäuser, der mit seinem kleinen Team 2012 für „Polizeirevier Davidwache“ den Rolf-Mares-Preis für das beste Bühnen- und Kostümbild erhielt. Jetzt sollen schwarze Theaterkisten als Kulisse reichen. Dazu das Zusammenwirken von Schauspiel, Lichttechnik, Geräuschen und akustischen Effekten. In dieser Hinsicht hat das Imperial Theater seit dem Krimidebüt vor 14 Jahren mit „Die Frau in Schwarz“ seinen eigenen Stil entwickelt.

„Die Frau in Schwarz“ Premiere 4.10.,
bis 20.12., jew. Di 20.00 + So 19.00,
Imperial Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten zu 16,- bis 34,- unter T. 31 31 14;
www.imperial-theater.de