Kabarett. Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky hat mit seinem neuen Programm         Premiere

Angst? Die hat einer wie er nicht, hat er nie gehabt. Braucht Lutz von Rosenberg Lipinsky ja auch nicht zu haben. Der Hamburger ostwestfälischer Herkunft hat als studierter Theologe (evangelisch) einen guten Draht nach oben und meist auch zum Publikum: Er steht seit mehr als 25 Jahren als Solokabarettist auf der Bühne seinen Mann, abgesehen nur von Intermezzi in Duos mit seinen Kollegen Kerim Pamuk („Brüder im Geiste“) und Jan-Peter Petersen („Junggesellen­abschied – Die Ängste der Hengste“).

Das neue Programm ist das Finale einer Angst-Trilogie

Wenn von Rosenberg mit seinem neunten Soloprogramm am heutigen Montagabend im Lustspielhaus Deutschland-Premiere hat, dreht der gewitzte Zyniker das Thema Angst noch einmal satirisch weiter: „Wir werden alle sterben – Panik für Anfänger“, hat es der 50-Jährige getauft. Es ist nach den Programmen „Fürchtet euch nicht“, das stark von persönlichen Erlebnissen geprägt war, und „Angst.Macht.Spaß“, in dem von Rosenberg mit hohem Tempo gekonnt den großen Bogen von Alltagsthemen über Politik, Kultur und Fußball bis hin zur Religion spannte, gewissermaßen das Finale einer Trilogie zu gegenwärtigen Angst-Erscheinungen.

An der „Panik für Anfänger“ hatte von Rosenberg bereits im Vorjahr zu schreiben begonnen – noch bevor in diesem Sommer Anschläge und Amokläufe Einzelner in Deutschland viele Bundesbürger in Aufruhr versetzten. Als Viel-Bahnfahrer zu seinen Auftritten in ganz Deutschland, als Flugzeug-Reisender und als Autofahrer hat von Rosenberg erkannt: „Panik ist ansteckend – und das, was darüber als öffentliche Meinung verbreitet wird.“

Das regte den Kabarettisten auf und an, sein Programm zum Thema „Panik-Demokratie“, wie er es nennt, nach den jüngsten Wahlerfolgen der AfD noch mal zu aktualisieren. Wo für ihn die satirische Grenze liegt? „Es gibt keine“, sagt von Rosenberg, der im Juli beim Putschversuch gegen Präsident Erdogan zufällig selbst in der Türkei war. Das will der für seine Stand-up-Elemente – Passagen, die wie aus dem Stegreif erzählt werden – bekannte Spötter im neuen Programm ebenso ausbreiten wie etwa die Angst beim Fliegen und vor Terror. „Ich bemühe mich auf zwischenmenschlicher Ebene um einen freundlichen Ton, aber in der politischen Auseinandersetzung und auf der Bühne müssen wir Klartext reden“, sagt von Rosenberg.

Bei der Probenarbeit hat dem erfahrenen Bühnentiger, auch „Deutschlands lustigster Seelsorger“ genannt, erstmals Lukas Langhoff als Regisseur geholfen, für von Rosenberg „ein echter Glücksgriff“. Der Berliner Theatermacher ist seit Jahren als Regisseur der A-cappella-Comedy-Gruppe LaLeLu und seit Kurzem auch als jener von Musik-Comedian Jan Christof Scheibe engagiert.

Und für von Rosenberg Lipinsky, der für die Probenarbeit mit Langhoff öfter als sonst per Bahn in die Hauptstadt reiste, steht inzwischen fest: „Angst ist kein Zustand. Es ist eine Methode.“

„Wir werden alle sterben – Panik für
Anfänger“
Premiere Mo 12.9., 20.00,
Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 10,- (erm.) bis 24,50 unter T. 55 56 55 56 ; www.almahoppe.de