Ausstellung. Der Hamburger Fotograf Klaus Frahm zeigt Opernhäuser und Theater an der Messe aus neuem Blickwinkel

Im modernen Theater existiert die sogenannte vierte Wand nicht mehr. Schauspieler turnen durch die Zuschauerreihen auf die Bühne, das Publikum wird direkt angesprochen, Illusionen werden durchbrochen. Im naturalistischen Theater dagegen verläuft zwischen Bühne und Publikum eine unsichtbare Trennlinie. Die Schauspieler agieren, als ob die Bühne ein geschlossener Raum wäre, eine Interaktion mit dem Publikum ist nicht vorgesehen.

„Die Vierte Wand“ heißt eine Ausstellung von Klaus Frahm, der mit seinen Fotos eine Perspektive eingenommen hat, die dem Zuschauer normalerweise nicht gewährt wird und die nur der Schauspieler hat: den Blick von der Bühne in den Zuschauerraum.

40 Fotografien des Hamburger Bildkünstlers sind zurzeit in den Fenstern der Messehallen an der Karolinenstraße zu sehen. Die Messe wird mit dieser Bilderserie über 100 Meter zur längsten Galerie der Stadt – und sie hat 24 Stunden am Tag geöffnet. Zum dritten Mal in Folge bereits stellt die Messe ihre Glasfassade für eine solche Ausstellung zur Verfügung. Schwellenangst muss hier niemand haben.

Seit sechs Jahren beschäftigt sich Architekturfotograf Frahm mit seinem Thema: „2010 habe ich ein Bild eines neuen Theaters mit Blick vom hinteren Ende der Bühne in Richtung des ­Zuschauerraums gemacht. Beim nochmaligen Betrachten der Polaroids ­erkannte ich das Potenzial dieser Perspektive. Seitdem habe ich Opernhäuser und große Theater in Deutschland fotografiert“, sagt Frahm. Er zeigt die Pracht deutscher Bühnen wie der Semperoper in Dresden, des Deutschen Schauspielhauses oder der Alvar Aalto Oper in Essen mit ihren hell erleuchteten Rängen und ohne Zuschauer. Sogar die schon etwas heruntergekommene Eleganz des Berliner Admiralspalasts wird kaschiert, weil der Raum eindrucksvoll in Szene gesetzt ist.

Betrachter werden sich vielleicht an besonders beglückende Theaterabende erinnern, die sie im Thalia, in der Staatsoper oder in der Neuen Flora erlebt haben. Diese Pracht mit den oft leuchtend roten Sitzpolstern und den hellen Saallichtern markiert einen ­Widerspruch zu den düsteren Bühnenbildern, mit denen Regisseure heute oft arbeiten und die einen Blick bis hin an die Brandmauern im Hintergrund der Bühne freigeben.

Klaus Frahm hat nicht nur die Schönheit der deutschen Theater eingefangen, auch die komplizierte ­Maschinerie dahinter, die aufwendige Bühnentechnik mit Untermaschinerie, Schnürboden und eisernem Vorhang, der Bühne und Zuschauerraum vonein­ander trennt. Der Blick auf den Schnürboden eines Theaters oder durch den Eisernen Vorhang im Festspielhaus Bayreuth durchbricht die Ästhetik der schönen Auditorien, die Kamera fängt eine verborgene Welt ein.

„Die Vierte Wand“ bis 15.11., tägl. 00.00– 24.00, Messe (U Messehallen), Karolinen­straße, Eintritt frei; www.art.klaus-frahm.de