Populär geworden ist kubanische Musik – von Salsa abgesehen – hierzulande eigentlich erst durch die Aufnahmen, die der amerikanische Gitarrist Ry Cooder Mitte der 90er-Jahre mit den Musikern des Buena Vista Social Clubs gemacht hat, sowie durch den sich anschließenden Dokumentarfilm von Wim Wenders. Die Zigarre rauchenden Senioren wurden zum Symbol für kubanische Musik, doch es gibt auf der sozialistischen Karibikinsel eine Reihe ganz unterschiedlicher Stile und Genres. „Das Interesse an der traditionellen Musik des Clubs brachte Bewegung in das Verhältnis zwischen den verschiedenen Stilen“, sagt der Sänger und Songschreiber Gerardo Alfonso (58), der zur Bewegung der Nueva Trova Cubana (Neues kubanisches Lied) gehört. Durch den Erfolg des Buena Vista Socials Clubs seien auch andere Genres wie Nueva Trova, Cuban Jazz und klassische Musik für ein westliches Publikum interessant geworden. An diesem Montag spielt er erstmals im Tschaikowky-Saal.

Alfonso gehört zu den bekanntesten kubanischen Songschreibern einer Generation, die nach der Revolution auf Kuba aufgewachsen ist. In seine Kompositionen fließen Elemente afrokubanischer Rhythmen genauso ein wie die ländlichen Songs der Campesinos, auch Jazz und brasilianische Musik finden sich in seinen Songs. Mit „Sábanas Blancas“, den „weißen Bettlaken“, schrieb Alfonso Anfang der 90er-Jahre eine Hymne auf seine Heimatstadt Havanna, in der das hektische Leben in der karibischen Metropole beschreibt. Unterlegt von polyrhythmischen Beats ist es ein mitreißendes Bekenntnis zur Hauptstadt. Ein weiterer Hit gelang dem Gitarristen und Sänger 1997 mit einer Hommage an Ernesto „Che“ Guevara, den zur Ikone gewordenen Kampfgefährten von Fidel und Raúl Castro. „Son Los Sueños Todavia“ (Es sind immer noch die Träume) heißt die Nummer.

Gerardo Alfonso steht hinter den Idealen des kubanischen Staates, aber er hat sich auch immer wieder mit Fehlentwicklungen und Mängeln in der Gesellschaft auseinandergesetzt und seine Stimme dagegen erhoben. 15 Alben hat er in seiner Karriere veröffentlicht, doch Gerardo hat noch viel mehr Musik produziert, die er aber noch nicht veröffentlichen konnte, weil es immer wieder zu Engpässen in der Produktion kommt. Doch Kubaner sind Meister in der Improvisation. Im alltäglichen Leben genau wie auf der Bühne. Um seine Lieder dennoch einem Publikum zugänglich zu machen, bleiben Gerardo Alfonso die vielen Konzerte. In seinen Liedern singt er von einer besseren Welt, von Gerechtigkeit und einem unabhängigen Kuba: „Wenn ich keine Träume hätte, wäre ich schon tot.“

Gerardo Alfonso And Friends Mo 4.7., 20 Uhr, Tschaikowsky-Saal, Tschaikowskyplatz 2, Karten zu 18, ermäßigt 12 Euro