Bereits zum vierten Mal beschäftigt sich das Krass-Kultur-Crash-Festival auf Kampnagel mit globalen Migrationsbewegungen und nähert sich dem komplexen Thema aus künstlerischer Sicht. Verantwortlich für das Programm vom 25. Februar bis zum 6. März zeichnet der Hamburger Regisseur und Festivalkurator Branko Simic.

Zur Eröffnung läuft die von ihm inszenierte Produktion „Wie das Lächeln aus dem Gesicht von Beate Zschäpe verschwindet“. Zschäpe, überlebendes Mitglied des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), verdankt ihr öffentliches Bild auch ihrer eisern durchgehaltenen Mimik. Sie lächelt und schweigt – ihre fragwürdigen schriftlichen Verlautbarungen nicht eingerechnet. Simic stellt diese so unverständliche Frau in Beziehung zu den aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen von Willkommenskultur auf der einen und der Pegida-Bewegung und den mit ihr sympathisierenden Parteien auf der anderen Seite.

Die Inszenierung ist der erste Teil einer dreiteiligen Serie, die Simic nach Art einer in den 70er-Jahren populären Fernsehshow als Frage-Antwort-Spiel konzipiert hat. Alteingesessene und neu angekommene Geflüchtete tauschen sich darin aus und binden auch das Publikum mit ein. Teil zwei und drei, jeweils „I am a Refugee“ betitelt, folgen in der zweiten Festivalwoche.

In einer weiteren Uraufführung ebenfalls am 25. Februar wird die erst vor zwei Jahren nach Deutschland geflüchtete iranische Theaterautorin Afsane Ehsandar mit dem deutschen Regisseur Philip Baumgarten das Stück „Endless Hospitality“ zeigen. Der Abend reflektiert, welche Folgen Flucht für Menschen hat, die nicht nur ihre Heimat, sondern teilweise auch ihre Identität aufgeben müssen.

Einen besonderen Aspekt des Themas beleuchtet „Roma Protest“, ein Abend über die Situation der Roma in Europa (5. März). Auf der Piazza errichten Mobile Albania/Pneuma Szöv mit „Paplament“ eine Jurten-Installation aus abgelegten Wahlplakaten, die während der gesamten Festivalzeit Diskussionsort sein soll. Ein Thema: die Renaissance des Nationalstaatsgedankens, gerade in Osteuropa.

Auch Musik spielt eine große Rolle beim Festival. Etwa wenn die syrische Band Khebez Dawle (zu Deutsch: Das Brot meines Landes) am 26. Februar mit arabischem Post-Rock aufspielt. Oder wenn der bosnische Serbe Bozo Vreco am 27. Februar zu einem Abend mit Sevdah lädt, einer Musik bosnischer Muslime, auch „bosnischer Fado“ genannt. Klingt nach einem vielfältigen Festival, das für manch interkulturelle Einsicht gut sein könnte.

Krass-Kultur-Crash-Festival 25.2. bis 6.3., Kamp­nagel, Jarrestraße 20–24, Karten zu 8 bis 12 Euro unter T. 27 09 49 49