Klassik. Das Harvestehuder Sinfonieorchester gibt ein Jubiläumskonzert anlässlich seines 50-jährigen Bestehens

Wer ein Konzert des Harvestehuder Sinfonieorchesters besucht, der kann sich schon mal verwundert die Ohren reiben. Wie bitte, das soll kein Profi­orchester sein? Rund und warm der Klang, virtuos die Geigen, beeindruckend sauber der Bläsersatz, selbst bei Schwergewichten der Romantik. Und an den Pulten sind Lehrer, Ärzte, Juristen, Geigenbauer, Informatiker, Fotografen und Vertreter zahlreicher anderer Berufe, vielleicht mal ein Schulmusiker. Wie machen die das?

Mit dem bewährten Motto: üben, üben, üben. Im Unterschied zu den Profis nehmen sich die Musiker vom „Harvestehuder“, wie der Klangkörper mit dem Bandwurmnamen liebevoll abgekürzt wird, Monate Zeit für jedes Programm. Dienstagabends wird geprobt, dazu noch an Wochenenden.

Klingt nach viel Arbeit, hat sich aber offenkundig bewährt. An diesem Sonnabend kann sich das Hamburger Publikum davon mal wieder live überzeugen. Dann feiert das Orchester sein 50-jähriges Bestehen mit einem Konzert im Großen Saal der Laeiszhalle. Auf dem Programm stehen Mahlers Fünfte und das Fagottkonzert von Mozart. Den ­Solopart übernimmt Olivia Comparot, stellvertretende Solofagottistin des Philharmonischen Staats­orchesters Hamburg, die Leitung hat Harish Shankar.

50 Jahre hält so ein Freiwilligenkollektiv nur durch, wenn die Arbeit wirklich Spaß macht. Natürlich hat sich das Orchester mit den Jahrzehnten verändert – angefangen beim Namen. Irgendwann passte „Harvestehuder Studentenorchester“, was auf die Ursprünge in der Musikhochschule hinwies, nicht mehr. Seit elf Jahren trägt das Orchester den heutigen Namen.

Auch sonst hat man sich professionalisiert. „Wir haben Plakate per Hand gemalt, kopiert und in den Studentenheimen ausgehängt – heute gibt es Werbung in der U-Bahn“, erzählt die Bratschisten Margrit von der Meden, dienstältestes Mitglied.

Seit dem Sommersemester 1971 ist sie dabei. Ihre Leidenschaft teilt sie mit ihren Kollegen – und diese überträgt sich auch auf den Dirigenten. „Fast nach jeder Probe kommt jemand zu mir und erzählt von etwas, das er oder sie gerade gelesen hat und das neue Perspektiven auf die Musik wirft“, sagt Shankar. „Dieser angeregte Austausch beflügelt mich.“

Harvestehuder Sinfonieorchester Sa 30.1., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz. Karten zu 20,-/erm. 9,-; www.harvestehuder.de