Dass Hamburg eine überaus vielfältige Bühnenlandschaft zu bieten hat, ist halb wegs Inter­essierten bekannt. Neues zu entdecken gibt es immer noch. Denn wer weiß schon, dass gleich neben dem City-Refugium Fleetinsel in der Neustadt seit fast zehn Jahren ein kleines Theater steht? Das Fleetstreet.

Seit 2011 lädt die Bühne an der Admiralitätstraße (Anfahrt hier) im Rahmen eines Residenzprogramms Künstlergruppen ein, die spartenübergreifend ihre Produktionen zeigen. Unter dem Motto „DramaTisch“ kommen vom heutigen Montag an Theatertexte von Jungautoren, aber auch ältere Texte ins Programm, die es (wieder) zu hören lohnt. Laura de Weck liegt mit „Für die Nacht“ von 2011 genau dazwischen.

Die in der Hansestadt lebende Schweizerin, Jahrgang 1981, hat für jenes Stück hiesige Obdachlose interviewt. In den Nullerjahren als Ensem­blemitglied des Jungen Schauspielhauses in Hamburg bekannt geworden, hat sich die Tochter des früheren „Zeit“-Chefredakteurs Roger de Weck über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen als Theaterautorin gemacht. Neben ihrer Arbeit auf der Bühne schrieb sie 2007 ihr erstes Stück „Lieblingsmenschen“, das in Basel und Mannheim doppeluraufgeführt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

„Mit freundlicher Unterstützung von“, im Herbst 2011 auf Kampnagel zu sehen, enthielt einige fein beobachtete Seitenhiebe auf den Kulturbetrieb. In Winterhude inszenierte sie ihre Performance „Espace Schengen“ auch selbst. Darin entlarvte sie die Sprache als Mittel der Ausgrenzung zwischen der Schweiz, dem Raum des Schengener Abkommens und dem restlichen Ausland. Zuletzt wurde de Wecks mit Thom Luz entwickeltes Stück „Archiv des Unvollständigen“ zu den Autorentheatertagen Berlin und Mühlheimer Theatertagen eingeladen.

Auch wenn „Für die Nacht“ bereits vier Jahre alt ist, zeigt das Stück am Beispiel des Themas Verlust noch immer, wie sie mit ihrer Schreibtechnik minimalistisch-rhythmische Dialoge aus dem Alltag filtern kann. Bei der szenischen Lesung heute übernimmt Laura de Weck selbst den Part der Krankenpflegerin. Hinzu kommen Schauspielhaus-Ensemblemitglied Josef Ostendorf, Martin Wolf und Christian Bayer als Obdachloser, ein älterer Mann und sein Sohn.

„Für die Nacht“ Mo, 15.6., 20.00, Fleetstreet
(S Stadthausbrücke, U Rödingsmarkt), Admiralitätstr. 71, Reservier. zu 5,-: karten@fleetstreet-hamburg.de