Der Bundestrainer will offenbar schneller als erwartet Kontakt mit dem Mittelfeldspieler von Werder Bremen aufnehmen, um die bestehenden Differenzen zu beseitigen. DFB bestätigt Treffen noch in dieser Woche.

Hamburg. Nach der Aussöhnung mit Michael Ballack will Bundestrainer Joachim Löw auch den zweiten Krisenherd löschen und noch vor dem brisanten England-Länderspiel den Konflikt mit seinen Routiniers endgültig zu den Akten legen. Wann genau der Bremer Torsten Frings als zweiter Löw-Kritiker zum Rapport beim DFB- Chefcoach antreten muss, war am Montag allerdings unklar. Der Bundestrainer will Frings für seine Aussagen nach den beiden vergangenen WM-Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft gegen Russland (2:1) und Wales (1:0) zur Rede stellen.

Nach einem Bericht des Fußball-Magazins "kicker" will Löw an diesem Dienstag nach Bremen reisen, wo er am Rande des Champions- League-Spiels von Werder gegen Panathinaikos Athen den für diese Partie gesperrten Frings treffen könnte. Werder Bremen dementierte dies allerdings am Montagabend durch Mediendirektor Tino Polster. Es sei kein Treffen in Bremen an diesem Dienstag geplant.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte den genauen Zeitpunkt nicht bestätigen. "Die definitive Abstimmung über den Termin steht derzeit noch aus", teilte DFB-Mediendirektor Harald Stenger mit. Das Gespräch sei "im Laufe dieser Woche geplant". Auch Ort und Zeitpunkt des Vier- Augen-Meetings von Löw mit Ballack am vergangenen Donnerstag hatte der Verband vorab wie ein Staatsgeheimnis gehütet.

Ursprünglich sollte Frings kurz vor der Partie gegen England am 19. November in Berlin zum Rapport zitiert werden. Offenbar will Löw aber den brisanten Klassiker so unbelastet wie möglich von den Querelen der vergangenen Wochen mit seinen mosernden Führungsspielern bestreiten. Spätestens mit der für den 13. November erwarteten Nominierung des Kaders soll alle Konzentration dem letzten Länderspiel des EM-Jahres gelten.

"Das Gespräch wird in der gleichen Weise geführt wie mit Michael Ballack", hatte Löw eine klare Linie für die Unterredung mit Frings angekündigt. Kapitän Ballack wurde vom Bundestrainer unmissverständlich von England in die DFB-Zentrale nach Frankfurt zitiert. Ob sich der 78-malige Nationalspieler Frings nun auf ein Gespräch in heimischer Umgebung einstellen kann, war am Montag offen. Dem Internetportal "Sport1.de" sagte Löw, es gebe zwischen ihm und Frings "noch einiges zu klären". Wie vor dem Treffen mit Ballack ließ sich Löw daher auch alle Sanktionsmöglichkeiten offen. "Das hängt vom Gespräch und natürlich auch seiner Leistung ab", sagte der Bundestrainer zur Zukunft von Frings im DFB-Dress.

Der von Löw zuletzt ins zweite Glied verwiesene Bremer war der Stein des Anstoßes für den wochenlangen Disput um Löws Führungsstil und Personalpolitik gewesen. Die Degradierung des 31 Jahre alten Mittelfeldkollegen hatte Ballack zu seinen Interview-Aussagen zum aus seiner Sicht "respektlosen" Umgang mit erfahrenen Nationalspielern veranlasst. Frings war gegen Russland nur für sechs Minuten eingewechselt worden und gegen Wales gar nicht zum Einsatz gekommen.

Der Bremer hatte sich als einziger Nationalspieler mit Ballack öffentlich solidarisch erklärt. "Wenn er meint, etwas läuft nicht korrekt ab, dass er dann was sagen muss, das ist sein gutes Recht", sagte Frings am 22. Oktober, dem Erscheinungstag des vieldiskutierten Ballack-Interviews. "Das ist ja nicht umsonst so, dass solche Entscheidungen getroffen worden sind, dass gestandene Spieler sauer sind, sich aufregen oder etwas einfordern", legte Frings verbal nach. Später entschuldigte er sich aber wie Ballack für seine Äußerungen. Diese Einsicht wird er nun auch gegenüber Löw direkt zum Ausdruck bringen müssen, um seine Länderspiel-Karriere nicht zu gefährden.