Was Ballack und Co. im Juni verpassten, will die U19-Nationalmannschaft des DFB heute schaffen.

Hamburg/Jablonec. Im ersten U 19-Finale seit sechs Jahren greifen die deutschen Fußball-Junioren bei der Europameisterschaft in Tschechien nach der europäischen Fußball-Krone. Die Mannschaft des ehemaligen Mittelstürmers und HSV-Legende Horst Hrubesch setzte sich am Mittwoch im Halbfinale vor 5000 Zuschauern in Mlada Boleslav gegen die tschechischen Gastgeber mit 2:1 nach Verlängerung durch. Der Leverkusener Marcel Risse traf zur Führung, ehe sein Vereinskollege Richard Sukuta-Pasu in der 119. Minute den erlösenden Siegtreffer erzielte. Am heutigen Sonnabend wartet im Finale nun die italienische Auswahlmannschaft, gegen die der erste Titel des DFB im Junioren-Bereich seit 16 Jahren wahr gemacht werden soll. Damals war es die U 16-Auswahl, die im Finale von Larnaca auf Zypern Spanien bezwang und Europameister wurde (siehe rechts).

Hrubeschs Schützlinge sind heiß auf den Titel und strotzen geradezu vor Selbstvertrauen. "Wir sind hierher gefahren, um den Titel zu gewinnen, wir wussten schon vorher, dass wir fünf Endspiele bestreiten müssen. Vier davon haben wir schon gewonnen, jetzt fehlt nur noch eins", hat Hrubesch das Ziel fest im Blick und gibt seine Europameisterschafts-Erfahrung von 1980 direkt an die Nachwuchsprofis weiter: "Als Vize-Europameister stehst du mit leeren Händen da, deshalb sage ich meinen Jungs auch immer, dass sie nur in Erinnerung bleiben, wenn sie den Titel holen".

Gute Karten hat seine Mannschaft allemal. "Ein Endspiel ist immer etwas besonderes, die Chancen stehen bei einem Finale immer bei 50:50", weiß Hrubesch und sieht dennoch Vorteile für die deutsche Elf, da sie "in allen Mannschaftsteilen etwas stärker" ist. "Besonders nach hinten arbeiten wir sensationell gut", hebt der Trainer gerade die Abwehr um Kapitän Florian Jungwirth hervor.

Wenn am heutigen Sonnabend um 19 Uhr (live bei Eurosport) in Jablonec vor etwas mehr als 6000 Zuschauern der Anpfiff ertönt, steht zwar kein Hamburger Vertreter auf dem Feld, aber HSV-Profi Eric Maxim Choupo-Moting wird von der Tribüne aus mitfiebern. Im Mai zog er sich eine Meniskusverletzung zu, die ihm die Teilnahme unmöglich machte. Dabei trug der 19-Jährige mit guten Leistungen und Toren erheblich dazu bei, dass Hrubeschs Mannen überhaupt die Qualifikation für das Turnier packten. "Eric ist ein fester und wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft, hat beide Qualifikationen gespielt und muss jetzt aber erst einmal wieder fit werden", ist es Hrubesch wichtig, dass nicht nur die 18 Nominierten, sondern auch alle anderen, die am Großprojekt Europameisterschaft 2008 beteiligt waren, mit einbezogen werden und beim Finale zumindest im Stadion sind.

Durch die Rückkehr Sukuta-Pasu's, der von seiner Sprunggelenkverletzung genesen ist, ist die Personalsituation aber dennoch entspannt, die Ausganglage könnte besser kaum sein. Vom aktuellen Aufgebot muss Hrubesch lediglich auf den gelbgesperrten Savio Nsereko verzichten: Ausgerechnet der Italien-Legionär von Brescia Calcio muss die Partie gegen seine Wahlheimat von der Seitenlinie aus beobachten, nachdem er sich nach dem 2:1-Siegtreffer gegen Tschechien das Trikot über den Kopf zog und sich seinen zweiten gelben Karton im Turnier abholte. Fußballfeindlich sei eine solche Regel, findet DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der 1986 mit der DDR-Auswahl selbst den EM-Titel der U 19-Junioren gewinnen konnte.

Auch wenn vermeintliche Stars wie Marko Marin (Borussia Mönchengladbach) und Toni Kroos (Bayern München), die beide spielberechtigt wären, nicht zu fehlen scheinen und nie Bestandteil der Planungen waren, hofft Hrubesch, dass im kommenden Jahr, wenn es um den Weltmeistertitel im Juniorenbereich geht, weniger Spieler auf die Teilnahme verzichten müssen. Hrubesch schmunzelnd: "Ich habe schon beantragt, dass in der kommenden Bundesliga-Spielzeit die Spiele im September für vier Wochen ausgesetzt werden."