Hamburg. Mehrere Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um in Hamburg am 7. April ein bundesweit einzigartiges Projekt zu realisieren.

Zweifel waren da, keine Frage. Wie viele Menschen kann man erreichen? Wird überhaupt jemand mitmachen? Kann Atmosphäre entstehen, wenn alle nur vor ihren Laptops herumspringen? Und werden alle in der Lage sein, den Anforderungen zu folgen? Linda Bull hat sich all diese Fragen natürlich auch gestellt.

Aber seit sie vor einigen Wochen an einer Online-Karnevalsfeier der Organisation Special Olympics Deutschland teilgenommen hat, ist die 30-Jährige überzeugt davon, dass der 7. April ein großer Tag werden kann. „Da waren 300 Leute, die Stimmung war großartig, alle haben online Karneval gefeiert. Da wusste ich, dass wir unser Projekt wagen können“, sagt sie.

Linda Bull ist bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) als Sportlotsin tätig. Beruf und Berufung ist für sie, Menschen mit Behinderung, von denen es in Hamburg rund 130.000 gibt, einen Weg zu sportlicher Betätigung zu weisen. Weil die Corona-Pandemie seit einem Jahr Präsenzveranstaltungen im Sport abseits des Profitums verhindert, hat sich ihre Arbeit weitgehend ins Internet verlagert.

Ein digitales inklusives Sportfest für Hamburg

Daraus entstand die Idee, ein digitales inklusives Sportfest für Hamburg zu veranstalten. Und weil es anderen Organisationen im Bereich des Behinderten- und Rehabilitationssports ganz ähnlich geht wie der ESA, haben sich der Verein „Leben mit Behinderung Hamburg“, die Special Olympics Hamburg, das Projekt „Fit im Team“ und der ParkSportInsel e. V. zusammengetan, um das erste digitale, trägerübergreifende Sportprojekt an den Start zu bringen.

Am 7. April wird es in der Zeit von 14 bis 17.30 Uhr ein in fünf Einheiten à rund 30 Minuten aufgeteiltes Programm geben, das von einem Moderatorenteam begleitet und von jeweils zehnminütigen Musikpausen unterbrochen wird. Begonnen wird mit Erwärmung. Es folgt ein von Special Olympics konzipiertes Element „Gymnastik von Kopf bis Fuß“, anschließend lädt die ParkSportInsel zu einem virtuellen „Sportparcours im Park“. Nach einer Kraftübung „Mach dich stark“ und einem Kurs „Wir tanzen durch die Welt“ bildet eine Einheit Lachyoga mit Linda Bull den Abschluss.

„Alle, die sich bewegen möchten, sind eingeladen“

Das Angebot richtet sich mitnichten nur an Menschen mit Behinderung. „Alle, die sich bewegen möchten, sind eingeladen“, sagt Linda Bull. Die Einheiten seien bewusst niedrigschwellig gehalten, damit Menschen im Rollstuhl ebenso teilnehmen können wie jene mit geistiger Einschränkung. Eine Kontrolle, ob die Übungen korrekt ausgeführt werden, sei nicht notwendig. „Man kann nichts falsch machen. Es geht darum, endlich wieder in Bewegung zu kommen, denn der Bewegungsmangel hat dazu geführt, dass wir leider bei vielen sowohl in der physischen als auch in der psychischen Entwicklung teils gravierende Rückschritte konstatieren.“

Wer am digitalen Sportfest teilnehmen möchte, findet auf der ESA-Homepage www.sport-alsterdorf.de ein entsprechendes Anmeldeformular. Bis zum 6. April ist die Anmeldung möglich, alle Teilnehmenden erhalten einen Link, um sich über die Plattformen Microsoft Teams oder Zoom einwählen zu können. Die Befürchtungen, geistig Behinderte würden an einer solchen technischen Hürde scheitern, kann Linda Bull ausräumen. „Wir haben einige Onlineangebote, die auch von geistig Behinderten sehr gut genutzt werden. Wer Hilfe benötigt, weiß, wo er sie bekommt“, sagt die Sportlotsin. Alle beteiligten Partner bieten zudem Unterstützung an.

Positives Erlebnis für die Gemeinschaft

Weil für die reibungslose Übertragung des Sportfestes ein professionelles Studio in Alsterdorf angemietet wurde, kostet das Pilotprojekt, das bundesweit einzigartig ist, rund 10.000 Euro. Finanziert wird es von der Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des Norddeutschen Rundfunks.

„Das Sportfest soll Menschen dazu animieren, aktiv zu werden und dabei Freude zu haben. Dank der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Partnern ist es möglich geworden, ein tolles Programm zusammenzustellen und damit möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt Nora Peters von „Leben mit Behinderung Hamburg“. Darauf hofft auch Linda Bull. „Wir wollen in dieser schwierigen Zeit ein positives Erlebnis für die Gemeinschaft schaffen und zeigen, dass wir uns gegenseitig unterstützen“, sagt sie. Zweifel, dass das gelingt, hat sie keine mehr.