Hamburg. Eine Umstellung von Gewohnheiten im Training, bei Schlaf und Ernährung erhöhen die Fitness der Fußballprofis des Kiezclubs.

Die Erleichterung war groß beim FC St. Pauli, als feststand, dass die Operation Guido Burgstallers am Donnerstag gut verlaufen war. Der 31 Jahre alte Österreicher, der im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg am vergangenen Montag (2:2) eine Gefäßverletzung im Bauch erlitten hatte, muss zur Nachsorge noch einige Tage im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) bleiben. „Es wäre unseriös, jetzt zu sagen, wann er wieder auf dem Platz steht. Bei dieser Art von Verletzung müssen wir froh sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte Trainer Timo Schultz.

Der 43-Jährige muss im Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 am Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker auf abend blatt.de) neben Burgstaller auch auf die Talente Marvin Senger (20, Rücken), Jannes Wieckhoff (20, Sprunggelenk), Luis Coordes (20, muskuläre Probleme) sowie die langzeitverletzten Christopher Buchtmann (28, Reha nach Fersenoperation) und Ryo Miyaichi (27, Adduktorenprobleme) verzichten. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Kapitän Christopher Avevor, der gegen Nürnberg einen Tritt auf das Sprunggelenk bekommen hatte.

Am Freitag werden die Profis vor der Abreise nach Darmstadt getestet

Mit großer Sorge betrachtet der St.-Pauli-Trainer indes die rasante Entwicklung der Corona-Zahlen. Sportartenübergreifend infizieren sich immer mehr Athleten mit Covid-19. Deshalb wurden beim Kiezclub auch noch einmal die Spieler für den Umgang mit dem Virus im Alltag sensibilisiert. Am Freitag werden die Profis vor der Abreise nach Darmstadt noch einmal getestet. „Momentan gehen die Corona-Zahlen in die falsche Richtung. Es ist wichtig, dass sich die Spieler nicht in Menschenmengen begeben und eher die Freundin zum Einkaufen schicken. Wir tun alles, um Corona-Fälle innerhalb des Teams zu vermeiden“, sagte Schultz.

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Richtig viel Energie investiert der FC St. Pauli auch in dieser Saison in die eigene Fitness. Die Hamburger sind nach vier Spieltagen mit 478,6 gelaufenen Kilometern (119,05 pro Partie) die drittbeste Mannschaft der Zweiten Liga. Nur der 1. FC Heidenheim (487,5) und Fortuna Düsseldorf (479) sind noch mehr unterwegs. Ligaweit liegt Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh (24) mit 45,4 gelaufenen Kilometern auf Platz sechs. „Auch Finn Ole Becker ist ein Spieler, der bei uns mit am meisten läuft. Den besten Laktatwert hat Marvin Senger, und was die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit angeht, sind Marvin Knoll und Rico Benatelli ganz weit vorn“, sagte Schultz.

Trainer setzt auf kurze und mittellange Spielformen mit hoher Intensität

Diese Lauffreude gab es bei St. Pauli in der Vergangenheit wahrlich nicht immer. Anhand von leistungsdiagnostischen Untersuchungen wurden die Defizite der Spieler im Detail aufgearbeitet und das Training entsprechend angepasst. „Ich kannte die Mannschaft ja schon ein paar Jahre, und die Daten haben einiges ausgesagt. Für mich sind die gelaufenen Kilometer aber nicht der entscheidende Parameter. Es sind eher die Sprints und Läufe mit höherer Intensität. Da sind wir in der Liga in der Spitze“, ergänzte Schultz.

Um das zu erreichen, setzt der Trainer in den Einheiten auf kurze und mittellange Spielformen, die eine hohe Intensität haben und anschließend längere Pausen beinhalten. Den Profis wurden vor der Saison aber auch Tipps für die Ernährung und das Schlafverhalten mit an die Hand gegeben. Im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“ verriet Schultz darüber hinaus, dass seine Schützlinge deutlich motivierter sind, was die Arbeit im Kraftraum betrifft. „Wenn um 16 Uhr offiziell Feierabend ist und um 17.30 Uhr immer noch 14 Spieler im Kraftraum sind, ist das ein gutes Zeichen“, lobte Schultz.

Deutlich weniger Blessuren im muskulären Bereich

Der Fleiß zahlt sich aus. St. Pauli hat im Kader deutlich weniger muskuläre Pro­bleme zu beklagen als in der Vergangenheit. „Ganz zu verhindern ist das nicht, aber man kann viel präventiv arbeiten. Fitness ist in dieser Liga unabdingbar. Wenn die nicht da ist, wirst du aufgefressen“, sagte Schultz. Bei St. Pauli wird aber nicht nur der Körper trainiert. Seit dieser Saison ist Sportpsychologe Christian Spreckels Teil des Trainerteams. Die Hilfe des Experten wird regelmäßig in Anspruch genommen.

„Mir hat das als Spieler und auch als Trainer geholfen. Es geht um Leistungsoptimierung. Ein gutes Beispiel sind die Trainingsweltmeister, die den Übertrag zum Spiel nicht hinbekommen. Warum ist das so?“, sagte Schultz. Beim FC St. Pauli ist man bemüht, Antworten darauf zu finden, um kontinuierlich besser zu werden.

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