Bis zum Stadtderby am Sonnabend schreiben Abendblatt-Redakteure über ihren Derbymoment. Heute: Der argumentlose Kai Schiller.

Das erste Mal ist immer besonders. Man ist aufgeregt, nervös, vielleicht sogar ein bisschen ängstlich. Und genau so fühlte ich mich auch bei meinem ersten Mal: Es war der 3. September 1988 – und ich kann mich noch an jedes Detail erinnern. Meine Schwester feierte zu Hause ihren 13. Geburtstag. Und mein Vater nahm mich, einen Nachbarn und meinen besten Freund Philipp mit ins Stadion. Ins Volksparkstadion. HSV gegen St. Pauli.

Vor dem Spiel hatten wir nur noch eine Kleinigkeit zu klären: Für wen sind wir eigentlich? Mein Vater, Hanseat, gebürtiger Hamburger, kein wirklicher Fußballfan, sagte: „Der Bessere soll gewinnen.“ Unser Nachbar hatte auch keine klare Meinung. Blieben mein bester Freund und ich. „St. Pauli“, sagte Philipp. „Die haben eine coole Piratenfahne.“ Dagegen hatte ich keine Argumente. Also waren wir für St. Pauli.

In der Pause – es stand 0:0 – wollte mein Vater uns was Gutes tun und eine kleine Fahne kaufen. Aber: Da es ein HSV-Heimspiel war, gab es nur HSV-Fanartikel. Statt mit einer Piratenfahne kam er also mit einer blau-weiß-schwarzen Fahne wieder. „Die Raute sieht auch cool aus“, sagte Philipp. Dagegen hatte ich keine Argumente.

Also waren wir ab sofort HSV-Anhänger – und blieben es auch nach dem Derby, das 1:1 ausging. Philipp, mittlerweile mein Trauzeuge, Patenonkel meines Sohns und Vater von meinen drei Patenkindern, ist es noch immer. Ich bin mittlerweile HSV-Reporter und zur Neutralität verpflichtet. Inoffiziell freue ich mich aber schon jetzt: auf unser gemeinsames erstes Mal. Im Volksparkstadion mit unseren Kindern.

Bis zum Stadtderby am Sonnabend schreiben an dieser Stelle jeden Tag Abendblatt-Redakteure über ihren persönlichen Derbymoment.