Hamburg. Millionen-Investitionen sollen neue Angebote, mehr Service und Flexibilität sowie engere Takte bringen. Es gibt ein neues Ziel.

Mit einem besseren Angebot will die Hamburger Hochbahn die Hamburger dazu bewegen, noch mehr als bislang das eigene Auto stehen zu lassen und stattdessen auf Bus und Bahn umzusteigen. Dafür soll vor allem die Fahrzeugflotte massiv ausgebaut werden.

Die neueste Generation der U-Bahn (DT5) soll in den kommenden Jahren um 32 Fahrzeuge auf dann 163 Fahrzeuge aufgestockt werden. Neu bei den Bussen: Dort werden bereits in diesem Jahr zusätzlich zur normalen Beschaffung weitere 25 Fahrzeuge (Gelenk- und Großraumbusse) geordert.

Stadt leistet 51 Millionen Euro Ausgleichszahlungen

Auf der Bilanz-Pressekonferenz des Verkehrsunternehmens konnten Hochbahn-Chef Henrik Falk und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) auch einen neuen Rekord verkünden: Die Fahrgastzahlen stiegen um rund 0,8 Prozent von 461,4 Millionen auf 465,1 Millionen im vergangenen Jahr an.

Trotz des Erfolges, muss das städtische Unternehmen Jahr für Jahr subventioniert werden: Der Kostendeckungsgrad lag im Jahr 2019 bei 92,2 Prozent. Im Jahr davor waren es noch 92,9 Prozent. Die Ausgleichszahlungen, die die Stadt leisten musste, betrugen 51 Millionen Euro und damit rund sechs Millionen Euro mehr, als in 2017.

Engere U-Bahn-Takte, mehr Busse bei der Hochbahn

Im Rahmen der am Dienstag vorgestellten Angebotsoffensive des Hamburger Senats weitet die Hochbahn ihr Leistungsangebot in den kommenden drei Jahren um durchschnittlich rund fünf Prozent pro Jahr aus. Zum Vergleich: In den Jahren 2012 bis 2018 lag die Leistungssteigerung durchschnittlich bei gerade einmal gut einem Prozent.

Zu den neuen Angeboten zählen deutlich engere Takte in der U-Bahn – unter anderem der verlässliche 5-Minuten-Takt wochentags zwischen 6 und 21 Uhr im gesamten Hamburger Stadtgebiet ab Dezember 2020 – und eine massive Ausweitung des Busangebots mit neuen Express- und Quartierbussen. Für die Angebotsoffensive wendet die Hochbahn von 2021 an jährlich mehr als 33 Millionen Euro zusätzlich auf. In den Flottenausbau wird das Unternehmen insgesamt knapp 200 Millionen Euro investieren.

U-Bahn-Neuerungen ab Dezember 2019

U1, U2, U3 auf Hamburger Stadtgebiet

(U4 folgt in Abhängigkeit der Entwicklung der HafenCity)10-min-Taktgarantie Montag bis Sonntag 5 – 24 Uhr (heute: 7:30 – 23 Uhr)

Wochenendnächte

20-min-Taktgarantie/ 10-min-Takt auf der U3 (heute: U3 nur Schlump – Berliner Tor)Kapazitätssteigerung in der Hauptverkehrszeit

U1 und U3

Sukzessive Ausweitung der 3-min-Takte in der Hauptverkehrszeit

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Die Hochbahn wird auch weitere 30 E-Busse für 2020 bestellen. Neben 25 Fahrzeugen von EvoBus kommen fünf Fahrzeuge von Solaris hinzu. Die für 2020 bestellten Fahrzeuge werden mit 200 Kilometern rund ein Drittel mehr Reichweite haben als die „Vorgängergeneration 2019“.

Gleichzeitig bereitet die Hochbahn die Ausschreibung für die ersten serienreifen emissionsfreien Gelenkbusse vor, die noch in diesem Jahr erfolgen soll. Für Anfang des nächsten Jahrzehnts sind zudem weitere Tests mit Batteriebussen mit Brennstoffzellen als Range-Extender (Wasserstofftechnologie) vorgesehen, mit denen auch größere Reichweitenanforderungen abgedeckt werden können.

Klimaschutz im Fokus

Aus Hochbahn-Sicht sind und bleiben Busse und Bahnen das Rückgrat der Mobilität. Die investierten Mittel sollen für weniger private Pkw-Fahrten sorgen und sie sollen helfen, die Klimaziele zu erreichen und die Lebensqualität in der Stadt zu steigern. Der Aufsichtsratsvorsitzende Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, stellt den Klimaschutz in den Fokus: „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir das Nahverkehrsangebot deutlich ausbauen und den Menschen das Bus- und Bahnfahren so einfach und flexibel wie möglich machen."

Rein betriebwirtschaftliche Kennziffern reichen in Zukunft für die Qualität eines Mobilitätsangebotes nicht mehr aus, sagt Hochbahn-Chef Henrik Falk. Stattdessen müsse das Unternehmen in nachhaltige Mobilität investieren, auch aus Rücksicht auf zukünftige Generationen.

Falk: "Dabei spielen Klimaziele genauso eine Rolle wie die Luftreinhaltung und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger.“ Die Hochbahn schaffe ab 2020 nur noch emissionsfreie Busse an. Mittlerweile fahren die ersten fünf serienreifen Batteriebusse durch Hamburg. Vor wenigen Monaten konnte der erste bundesweit rein auf E-Mobilität ausgerichtete Busbetriebshof in Betrieb genommen werden. Die Flotte der emissionsfreien Busse wird in diesem Jahr auf insgesamt 30 serienreife Fahrzeuge anwachsen.

Bus-Neuerungen ab Dezember 2019

Mehr Kapazität

Weitere Taktverdichtungen u.a. MetroBusse 4, 6 und 7 sowie auf einzelnen StadtBus-Linien

Neue Metro- und Expressbuslinien

• Neue Linie M19• Neue, zuschlagfreie Expressbusangebote X22 und X35

Verbesserte Erschließung

• Verlängerung Linie 111 zu den Elbbrücken(in Abhängigkeit von der Infrastrukturherstellung in der HafenCity)• Neue Linie 113 zur Erschließung der Neuen Mitte Altona(in Abhängigkeit vom Ausbau des Straßennetzes)

Verbessertes NachtBus-Angebot

• Nacht-Express-Linie Innenstadt – Harburg• 24-Stunden-Betrieb im Hauptliniennetz Harburg (M14, 141, 142, 143, 145, 443)

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Ökostrom bei Hochbahn-Bussen

Mit zunehmender Umsteuerung auf die E-Mobilität im Busbereich kommt dem Strombezug eine wachsende Bedeutung zu. Nachdem die Hochbahn schon seit Längerem ihren Strombedarf über Hamburg Energie kohle- und atomfrei deckt, fahren seit Jahresanfang 2019 alle U-Bahnen und die E-Busse zudem mit zertifiziertem, hochwertigem Ökostrom aus Windparks, die jünger als sechs Jahre sind.

Mit der Angebotsoffensive des Senats, so Michael Westhagemann, gehen die Beteiligten Schritt für Schritt in Richtung Hamburg-Takt: "Wenn die Menschen keinen Fahrplan mehr brauchen, sondern immer ein Mobilitätsangebot greifbar haben, werden sie den privaten Pkw im städtischen Bereich nicht mehr nutzen wollen.“

Hochbahn-Chef Henrik Falk, spricht von einem Paradigmenwechsel: "In den vergangenen Jahren haben wir uns stets an dem Bedarf orientiert und die erforderlichen Kapazitäten nachgesteuert. Diesen Weg verlassen wir jetzt ganz bewusst: Statt nur die Nachfrage zu bedienen, werden wir künftig deutlich mehr attraktive Angebote schaffen, zusätzlichen Service und mehr Flexibilität bieten, um die Menschen aus ihren Pkw zu holen.“

Diese massive Angebotsoffensive sei auch möglich, weil im vergangenen Jahr der Kostendeckungsgrad mit 92,2 Prozent annähernd auf dem Rekordniveau des Vorjahres (2017: 92,9 Prozent) gehalten werden konnte.

Hochbahn hat Investitionen verdreifacht

Deutlich wird der Kurs an der Entwicklung des jährlichen Investitionsbudgets: Während die Gesamtinvestitionen 2012 noch bei rund 100 Millionen Euro lagen, investierte das Unternehmen sechs Jahre später fast den dreifachen Wert (292,3 Millionen Euro).

Im gleichen Zeitraum verdoppelte sich auch das Anlagevermögen. Und der Anstieg setzt sich nicht zuletzt aufgrund der nun anstehenden zweiten Stufe der Angebotsoffensive des Senats fort: In diesem Jahr wird die Investitionssumme auf den Rekordwert von 417 Millionen Euro klettern und damit noch einmal mehr als 40 Prozent über dem Wert von 2018 liegen. Rund 50 Prozent der Investitionen dürften dabei in die Hamburger Wirtschaft fließen. Dies zeige die enorme und steigende Bedeutung der Hochbahn als regionaler Wirtschaftsfaktor.

Helmut König, Hochbahn-Finanzvorstand: „Selbstverständlich wird der massive Ausbau des Mobilitätsangebots auch seine Spuren im Unternehmensergebnis der Hochbahn hinterlassen. Steigende Abschreibungen sind nun einmal der Preis für die steigenden Investitionen. Damit werden wir uns zumindest mittelfristig davon verabschieden müssen, Kostendeckungsgrade auf Rekordniveau vermelden zu können.“

U-Bahn-Neuerungen ab Dezember 2020

U1, U2, U3 auf Hamburger Stadtgebiet

(U4 folgt in Abhängigkeit der Entwicklung der HafenCity)• 5-min-Taktgarantie Montag bis Samstag 6 bzw. 9 – 21 Uhr (heute: nicht flächendeckend)• 5-min-Taktgarantie Sonntags 11 – 21 Uhr (heute: Nur U3 12 – 18:30 Uhr)

U4

Beginn des Langzugeinsatzes (120 m anstatt 80 m) auf einzelnen Fahrten

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