Kiel. Die Opfer wurden mit Schreckensszenarien unter Druck gesetzt, bis sie den Betrügern schließlich ihr Vermögen aushändigten.

Im Prozess um falsche Polizisten, die in Kiel eine Unternehmerwitwe und ein Seniorenpaar um mehr als 200.000 Euro geschädigt haben, sind zwei Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt worden. Ein 23-Jähriger muss wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Außerdem ordnete das Kieler Landgericht bei dem Mann am Freitag die Einziehung von rund 154.000 Euro an. Der 23-Jährige hatte im März 2018 als falscher Polizist an der Tür einer Millionärswitwe unter anderem wertvollen Schmuck entgegengenommen.

Sein Komplize, der in beiden Fällen als Fahrer beteiligt war, muss nach Angaben des Gerichtssprechers wegen Beihilfe zwei Jahre und vier Monate in Haft. Die Kammer verfügte demnach bei dem 27-jährigen die Einziehung von 2300 Euro. Diesen Betrag hatte er als Lohn für seinen Tatbeitrag erhalten. Das Gericht blieb in seinem Fall deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die drei Jahre und vier Monate sowie die Einziehung von rund 244.000 geforderte hatte. Sie sah den 27-Jährigen als Mittäter, der in beiden Fällen voll beteiligt gewesen sei. Die Verteidiger hatten jeweils auf Bewährungsstrafen plädiert.

Großteil der Beute ging in die Türkei

Beide Männer waren in Hannover von einem 26-Jährigen für die Straftaten in Kiel angeworben worden. Dieser Mann wurde bereits im Februar zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt. Wie bei derartigen Fällen üblich wurde er von Drahtziehern in der Türkei angeheuert, die auch den Kontakt mit den Opfern hielten. Als vermeintliche Staatsanwälte oder Polizeibeamte brachten sie die Opfer in stunden- und tagelangen Telefonaten mit Schreckensszenarien dazu, ihr Vermögen den falschen Polizisten auszuhändigen.

Die Männer wurden dafür mit wenigen hundert beziehungsweise tausend Euro abgespeist. Der Großteil der Beute wurde beim Auftraggeber in der Türkei abgeliefert. Alle Angeklagten hatten vor Gericht die Taten gestanden und bedauert.