Hamburg . Der historische Aufzug befindet sich im Flüggerhaus, das 1908 erbaut wurde. Ein Student stieß während seiner Masterarbeit auf ihn.

Robin Augenstein hat eine besondere Entdeckung gemacht: Im denkmalgeschützten Flüggerhaus am Rödingsmarkt fand er einen historischen Paternoster – für einen Großteil der Hamburger dürfte die alte Anlage in Vergessenheit geraten sein.

Im Rahmen eines Vortrags an der Universität sei er auf den bereits 1908 erbauten Personen-Umlaufaufzug gestoßen, erzählte der Student der Kunstgeschichte. Mit seiner Entdeckung, über die NDR 90,3 zuerst berichtet hatte, habe er sich umgehend an das Amt für Denkmalschutz gewendet. Dort sei die Überraschung groß gewesen: Im öffentlich einsehbaren Gutachten zum Denkmalschutz des Flüggerhauses aus dem Jahr 2013 werde der Paternoster als „leider verloren“ bezeichnet.

Kulturbehörde hat eine andere Sichtweise

Die Hamburger Kulturbehörde, zu der das Denkmalschutzamt gehört, hat jedoch eine andere Sichtweise: „Im Gutachten aus dem Jahr 2013, das das Gebäude unter Schutz stellt, wird der Paternoster nicht erwähnt, da er zu diesem Zeitpunkt noch verbaut war“, sagte Sprecher Enno Isermann. 2014 sei der historische Aufzug nachträglich dokumentiert worden. Als „verloren“ könne der Paternoster, der seitdem ebenfalls unter Denkmalschutz steht, aus Sicht des Amts deshalb nicht bezeichnet werden. Zunächst hieß es in Medienberichten, der entdeckte Paternoster könnte sogar der älteste der Welt sein. Jörg Seifert, Sprecher des Denkmalschutzamts, bestätigte das jedoch nicht. „Vermutlich ist es der älteste Paternoster seiner Bauart“, so Seifert. Das Flüggerhaus am Rödingsmarkt wurde 1908 gebaut und beherbergte den Farben- und Lackfabrikanten J. D. Flügger. Seit 2009 steht das Gebäude leer. Denkmalschützer hatten sich in der Vergangenheit Sorgen um die Häuserzeile gemacht.

Das Flüggerhaus am Rödingsmarkt
Das Flüggerhaus am Rödingsmarkt © HA

Zwar dürfen seit 1974 keine neuen Paternosteranlagen gebaut werden, doch es existieren noch einige alte Anlagen. In Hamburg sind derzeit 32 Paternoster in Betrieb. Acht davon befinden sich in Behörden, 24 in privaten Gebäuden. Öffentlich zugänglich sind nur noch 13 der alten Umlaufaufzüge. Der erste Hamburger Paternoster entstand 1886 im Dovenhof an der Brandstwiete. Bis zum Abriss des Bürohauses im Jahr 1967 verrichtete dort die erste Anlage auf kontinentaleuropäischem Boden ihren Dienst.

Zu den bekanntesten Paternoster-Anlagen in Hamburg zählt der Umlaufaufzug im Bezirksamt Eimsbüttel, das sich in den Grindelhochhäusern befindet. Für einige gilt der Paternoster in der Behörde (schon fast) als Touristenattraktion.