Hamburg . Im Vorjahr hat das Museum eine Million Euro Verlust gemacht. Ein Grund: weniger Besucher als erwartet. Das sind die aktuellen Pläne.

Sieben Ausstellungen umfassen das neue Programm des Kunsthallen-Direktors Christoph Martin Vogtherr, mit dem er sein Haus zum Glänzen bringen will. Die Besucherzahlen für 2017 lagen mit 340.000 hinter den eigenen Erwartungen (400.000 Besucher) zurück – und erhöhte Energie- und Reinigungskosten sowie ein gestiegener Personalaufwand nach der Sanierung haben ein Defizit von einer knappen Million Euro entstehen lassen.

Über das Defizit sei man „in sehr engem Kontakt mit der Kulturbehörde“, sagte Geschäftsführer Norbert Kölle am Mittwoch. Positiv ist, dass 70.000 junge Menschen das Museum besucht haben. Aus den Problemen mit Müll auf dem Vorplatz sei das eines „unschönen Umfeldes“ entstanden, so Vogtherr. „Da ist die Stadt aber dabei, uns zu helfen.“

Damit will die Kunsthalle punkten

Vom Jahr 2019 an solle „mehr draußen stattfinden“, auf diese Weise käme das junge sommerliche Partyvolk vor der Tür mit Kunst in Berührung und würde dann vielleicht auch weniger Müll hinterlassen. Große Namen sind im neuen Programm der Hamburger Kunsthalle nur wenige zu finden. Der berühmteste ist Thomas Gainsborough (1727-1788), mit dem Christoph Martin Vogtherr Anfang März den eigenen großen Aufschlag wagt: Noch nie wurde der englische Maler in Deutschland gezeigt, „in einer sich als anglophil sehenden Stadt wie Hamburg ist das ein gutes Thema“. Als Landschaftsmaler indes sei er „viel experimenteller und spannender“ als in anderen Genres.

Daran knüpft Ende des Jahres eine Ausstellung mit Landschaften und Studien von Heinrich Reinhold (1788-1825) an, allerdings ohne den Bekanntheitsfaktor: „Reinhold wird für die meisten eine Entdeckung sein“. Die Kunsthalle verfügt über den wichtigsten Bestand seines Werkes. Die große Themenausstellung des Jahres kreist um die „Entfesselte Natur – Das Bild der Katastrophe seit 1600“ durch mehrere Jahrhunderte hindurch bis in die Gegenwart. Historisch handelt es sich in den Gemälden um Vulkanausbrüche, Schiffsunglücke oder Deichbrüche. Heute ist diese Schau angesichts der täglichen Katastrophenbilder aus den Medien eine spannende Art, diese Gemengelage zu reflektieren.

„Control – No Control“

Im Rahmen der Triennale der Photographie im Juni erarbeitet die Kunsthalle eine der größten Ausstellungen, Titel: „Control – No Control“, in der es häufig um Überwachung, Sicherheitstechnologie, Macht und Freiheit geht. Das neue Arrangieren der zeitgenössischen Sammlung geht im Februar in die dritte Runde, eine kleine Ausstellung mit Zeichnungen der Hamburger Künstlerin Lili Fischer folgt im Herbst, und im November wird mit dem Belgier Philippe Vandenberg ein Künstler erstmals groß präsentiert, dem das bislang versagt blieb. Vandenberg stoße „gegen die Mauer des Erlaubten“, sagt Vogtherr. Er berühre „Schmerzgrenzen in allen Bereichen. Ein sehr herausforderndes Werk“.