Hamburg . Obwohl Sänger, Chor und Orchester viel Applaus bekamen, gefiel die Inszenierung von Calixto Bieito offenbar nicht allen Zuschauern.

Der katalanische Opern-Regisseur Calixto Bieito ist berühmt und berüchtigt für seine exzessiven Sex- und Gewalt-Szenarien auf dem internationalen Musiktheater-Parkett. Am Sonntagabend hat der 53-Jährige seine vor zwei Jahren in Basel herausgebrachte Inszenierung von Verdis „Otello“ mit gemischtem Erfolg auf die Hamburger Staatsopernbühne übertragen. Während Sänger, Staatsopernchor und Philharmonisches Staatsorchester starken, einhelligen Applaus erhielten, wurde Bieitos krasse, aber in sich doch weithin stimmige „Otello“-Version sowohl mit Beifall als auch mit harten Buhs bedacht.

Der Spanier hatte Verdis Eifersuchts- und Intrigendrama auf ein düsteres Hafen-Gelände verlegt, einzig mit einem riesigen giftgelben Kran im Mittelpunkt. Nicht im Schlaf-Gemach also, sondern im hohen Gestänge dieses schwenkbaren Vier-Tonnen-Kolosses erwürgte der hier krankhaft gewalttätige Otello (Marco Berti) seine Desdemona (Svetlana Aksenova). Zu Verdis-tragisch-glühenden Klängen - von den Philharmonikern unter Paolo Carignani spannungsvoll gespielt - starb auch er hoch oben völlig isoliert im Metall-Geäst des bis ins Parkett ausgefahrenen Kran-Arms an einem Herzinfarkt.