Greifswald. Bundeskanzlerin Merkel drückt den Startknopf. In der Anlage in Greifswald wird die Kernfusion erforscht, wie sie auf der Sonne abläuft.

In der Kernfusions-Forschungsanlage "Wendelstein 7-X" in Greifswald beginnt der wissenschaftliche Experimentierbetrieb. Am Mittwoch wollen die Forscher das erste Wasserstoff-Plasma erzeugen, teilte das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) mit. Der Start des Experimentierbetriebs soll mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefeiert werden. Die Kanzlerin, selbst Physikerin, soll den Schalter betätigen.

Es ist die weltweit modernste Anlage

Plasma aus Wasserstoff ist das eigentliche Untersuchungsobjekt der Fusionsforschung. Im Dezember war für den Probebetrieb der Anlage das erste Plasma aus Helium erzeugt worden. Dieses Gas geht leichter in Plasma über als Wasserstoff. In der eine Milliarde Euro teuren Anlage wird die Kernfusion erforscht, wie sie auf der Sonne abläuft. Seit mehr als 60 Jahren arbeiten Forscher daran, die Kernfusion als umweltfreundliche Energiequelle nutzbar zu machen. In mehreren Jahrzehnten, so hoffen die Wissenschaftler, soll mit dieser Energiequelle der Sonne und der Sterne auch auf der Erde durch Kernfusion Energie gewonnen werden.

50 Millisekunden Leuchten

"Wendelstein 7-X" ist nach Institutsangaben das modernste und neben einer Anlage in Japan das weltweit größte Fusionsexperiment vom Typ "Stellarator". Vom Typ "Tokamak" unterscheidet er sich durch die Art des Magnetfeldes, das das mehrere Millionen Grad heiße Plasma wärmeisolierend einschließt und von den Gefäßwänden fernhält.

Ein farbig aufbereitetes Computerbild zeigt am 10120.2015 das erste Plasma aus der Kernfusionsforschungsanlage
Ein farbig aufbereitetes Computerbild zeigt am 10120.2015 das erste Plasma aus der Kernfusionsforschungsanlage "Wendelstein 7-X"am Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern. Gesteuert von einem Kontrollzentrum aus wurden rund 10 Milligramm Helium in ein Magnetfeld einer Vakuumkammer der 725 Tonnen schweren Anlage eingeleitet und auf eine Million Grad Celsius erhitzt. Foto: Stefan Sauer/dpa (zu dpa "Kernfusionsanlage „Wendelstein 7-X“ erzeugt erstes Plasma" am 10.12.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++ © dpa | Stefan Sauer

50 Millisekunden Leuchten, dann großer Jubel wie bei der Nasa nach geglücktem Raketenstart: In der Kernfusionsforschungsanlage Wendelstein 7-X in Greifswald war im Dezember vergangenen Jahres das erste Plasma erzeugt worden. Zehn Milligramm Helium wurden in ein Magnetfeld einer Vakuumkammer der 725 Tonnen schweren Anlage eingeleitet, auf eine Million Grad erhitzt und dann in den Plasmazustand gebracht. Damit begann das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik zehn Jahre nach dem Beginn der Montage und nach mehreren Rückschlägen mit den ersten Tests in der Anlage, die die Verschmelzung von Atomkernen zum Zweck einer kohlenstofffreien Energieerzeugung erforschen soll. „Das ist ein toller Tag“, sagte die Wissenschaftliche Direktorin Sibylle Günter nach dem ersten Experiment.