Mit einer "positiven Sozialprognose" hatte der zu zehn Jahren Haft verurteilte Bankräuber im August das Gefängnis in Fuhlsbüttel vorzeitig nach acht Jahren verlassen. Doch jetzt - nur drei Monate später - sitzt Benno L. wieder hinter Gittern: Der 29jährige hat den Überfall vom Montag auf die Vereins- und Westbank an der Spitelerstraße (wir berichteten) gestanden. Nach seiner Festnahme gab er zu, seit seiner Entlassung noch mindestens vier weitere Raubüberfälle begangen zu haben.

Die Polizei war Benno L. durch einen Zufall auf die Spur gekommen. Zivilfahnder nahmen am Dienstag abend den aus der Haftanstalt Vierlande entflohenen Strafgefangenen Mehmed B. fest, der sich in der Wohnung seiner Freundin in Billstedt versteckt hielt. Als im Flur die Handschellen klickten, kam die Freundin gerade nach Hause - mit dabei war ein Bekannter, Benno L. Die Beamten überprüften den Mann, fanden 4000 Mark in den Strümpfen, schnell war klar: Gegen ihn lag auch ein Haftbefehl vor - wegen des Bankraubes.

Benno L. war bei dem Überfall von der Überwachungskamera fotografiert worden, sein Gesicht war deutlich zu erkennen. Die Polizei identifizierte ihn, wußte jedoch nicht, wo sich der gelernte Maler aufhielt. Nach seiner Haftentlassung war er nach Winterhude gezogen, hatte wieder Arbeit in einem kleinen Betrieb gefunden.

"Ich verstehe das nicht", sagte seine Schwester, mit der er nach der Haftentlassung engen Kontakt hatte. "Er schien sich wieder gefangen zu haben, wollte auf gar keinen Fall zurück ins Gefängnis." Über die Zeit habe er kaum gesprochen, das meiste wohl verdrängt. Er habe gern mit ihren Kindern, seinen vier und fünf Jahre alten Neffen, gespielt.

Am 13. November überfiel der 29jährige eine Tankstelle an der Amsinckstraße (Klostertor), am 22. November eine Computer- Handlung an der Jessenstraße (Altona). Am 26. November beging er gleich zwei Raube: in einem Restaurant am Grindelberg (Harvestehude) und wenig später in einem Schuhgeschäft an der Claus-Ferk-Straße in Volksdorf. Die Beute: jeweils einige tausend Mark.

Für den 2. Dezember hatte er seinen größten Coup geplant: Er stürmte in die Bank an der Spitelerstraße, bedrohte die Angestellten mit einer Pistole und erbeutete mehr als 16 000 Mark. Vorher hatte er sich bei Horten an der Mönckebergstraße eine Mütze gekauft, die er sich offenbar über das Gesicht ziehen wollte.

Dem Kaufhausdetektiv fiel Benno L. durch sein ungewöhnliches Verhalten auf. Holger K. bat den Kunden in sein Büro und durchsuchte seine Taschen. In einer Isoliertüte, in der normalerweise Lebensmittel frischgehalten werden, entdeckte er eine Gaspistole mit Munition. Der Kaufhausdetektiv mußte den Mann gehen lassen, da der Besitz einer Gaswaffe nicht verboten ist.

Nach der Festnahme hob die Polizei bei zwei Freundinnen des Bankräubers in Hörn ein Diebeslager aus. Benno L. hatte zugegeben, in deren Wohnung die Tatwaffe versteckt zu haben. Die Polizei fand außerdem Fahrräder, Radios und Schmuck. Die Frauen wurden ebenfalls festgenommen, kj/luja