Der Star-Architekt hat Hamburgs Stadtbild maßgeblich geprägt. Er verrät, wo er am liebsten einkauft.

Hadi Teherani, kreativer Kopf der Designfirma Hadi Teherani AG, wurde bekannt mit seinem Architektenteam BRT Architekten, Hamburg. Der gebürtige Teheraner lehrte an der TH Aachen und arbeitete zunächst in Köln als Modedesigner und Architekt, bevor er sich von Hamburg aus ganz der Architektur widmete. Heute baut Hadi Teherani, der Mitglied der Akademie der Künste Hamburg ist, markante Gebäude von Dubai über Moskau bis Istanbul. 2003 gründete er die Hadi Teherani AG, die sich mit international ausgezeichnetem Industriedesign und Interior Design made in Germany weltweit einen Namen macht. Neben den beiden Bürostandorten in der Hamburger Hafen-City und in der Altstadt ist der Architekt heute auch in Moskau, Dubai und Abu Dhabi vertreten.

1. Wie kann Architektur Ihrer Meinung nach das Shopping-Erlebnis einer Stadt beeinflussen?

Handel ist historisch der Ursprung der Stadtidee. Diese Ursprünglichkeit lässt sich heute noch auf attraktiven Wochenmärkten nachvollziehen. Wenn Handel nicht mehr als Motor des Stadtbetriebs funktioniert, leidet darunter nicht zuletzt die allseits geschätzte Stadtkultur. Beides ist nicht voneinander zu trennen. Darum ist es so wichtig, Urbanität und Handel miteinander zu verbinden und architektonisch zu verankern. Im Wettbewerb der Städte genügt es nicht mehr, Handel nur zu ermöglichen. Die Menschen suchen das besondere Erlebnis. Das Produkt wird auf diese Weise zur bleibenden Erinnerung, es verkörpert die Atmosphäre und den Charme einer komplexen urbanen Situation. Das genau ist die architektonische Aufgabe.

2. Ist das Konzept des Kaufhauses out? Was halten Sie von Konzept-Flagshipstores (zum Beispiel Prada in NY, gebaut von Rem Koolhas, oder das Kunst-Headquarter von Louis Vuitton auf den Champs-Elysées)?

Das Kaufhaus ist so wenig tot wie die Idee der Passage, der Geschäftsstraße oder der Markthalle. Dazu ist seine Funktion viel zu allgemein und zu wichtig. Die Struktur des Kaufhauses muss nur lebendiger und dynamischer werden, im Sinne eines vielfältigen Basars auf mehreren Ebenen. Weil man heute alles und jedes auch digital im Internet kaufen kann, vom Tee bis zum Auto, ist es umso wichtiger, die analoge, urbane Gegenposition aufrechtzuerhalten und weiter zu verbessern. Das ist die Aufgabe der urbanen und architektonischen Inszenierung „Stadt“. Niemand erinnert sich gerne an einen Kauf im Internet, aber alle wollen Stadt erleben. Extravagante Flagshipstores sind vielfach wichtige Vorboten der Reanimierung von Stadt, in Hamburg wie zum Beispiel auch auf den Champs-Elysées in Paris. Darum macht es mir immer wieder großen Spaß, rund um die Welt für Kiton zu arbeiten: in Tokio, New York, Mailand, Rom und London.

3. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft des Einkaufens aus?

Der große Reiz der Stadt wird durch langweilige, mitunter sogar riskante Ausflüge in das weltweite digitale Warenlager langfristig nicht gefährdet. Der Anonymität des Internet steht der beständige Wunsch aller Menschen gegenüber, Urbanität hautnah und mit allen Sinnen zu erleben, als Beobachter und Akteur eines Stadtlebens, dem wir unsere gesamte Kultur und Geschichte verdanken. Wer wollte darauf verzichten können. Auf der anderen Seite werden die Menschen mit jedem positiven Stadterlebnis anspruchsvoller. Wer weiß, wie grandios sich heute Warschau inszeniert - nicht weit davon entfernt, Paris zu übertrumpfen -, der erwartet diese Attraktivität auch in Köln oder Bochum. Nur Städte, die sich diesem Wettbewerb stadträumlich und architektonisch nicht stellen, gehen unsicheren Zeiten entgegen.

4. Welche sind Ihre drei Lieblingsläden in Hamburg und warum?

Ich liebe es sehr, durch die Stadt zu flanieren und auf Entdeckungsreise zu gehen. Es gibt zwar immer wieder Lieblings-Schauplätze, die ich regelmäßig aufsuche, aber die Liste dieser Favoriten kann auch sehr schnell wechseln. Der Reiz liegt für mich immer in der Suche nach Einzigartigkeit, auch wenn es nur darum geht, Kleidung oder Bücher zu kaufen und bei einem Tee das Schauspiel „Stadt“ zu beobachten. Zu den Punkten, die ich regelmäßig aufsuche gehört in Hamburg zum Beispiel der Wochenmarkt am Goldbekufer, der Kiton Flagshipstore an der Binnenalster, den ich selbst entworfen habe, und die Passage Galleria am Bleichenfleet.

5. Und was haben Sie zuletzt hier eingekauft?

Das waren im Grunde ganz belanglose Dinge: Obst und Blumen, eine Jeans und in der Passage einen Kaffee. Viel reizvoller als die letzte Entscheidung und der Kauf war die Suche, die Beratung, das Hin- und Her des Auswählens und vor allem die soziale und urbane Atmosphäre an einem wunderschönen sonnigen Tag, an dem schon das Licht, die Menschen und die städtebauliche Kulisse soviel Charme ausströmten, dass man sich in dieser herrlichen Situation unwillkürlich vom Glück verwöhnt fühlen konnte. Es braucht gar nicht viel, um Menschen glücklich zu stimmen. Man muss nur der Fährte ihrer Träume folgen.