80 Prozent der Deutschen tragen entweder zu kleine oder zu große Modelle. Das ist ungesund - und unnötig. Eine Initiative klärt auf.

Wie können einige Frauen so problemlos auf mörderischen High Heels laufen? Und warum finden andere immer den passenden Schuh und ich nicht? Seit über 27 000 Jahren trägt man in Europa Schuhe, die ersten Modelle waren aus Bären- und Hirschfell und sollten zuallererst vor Verletzungen schützen. Heute sollen Pumps, Slipper und Chelsea Boots vor allem zweierlei: gut sitzen und gut aussehen.

Eigentlich kein Problem, sollte man angesichts einer jährlichen Produktion von rund 25 Millionen Paar Schuhen in Deutschland denken. Umso erstaunlicher sind die Ergebnisse des aktuellen Deutschen Fußreports: Demnach tragen 80 Prozent der Deutschen unpassende Schuhe, in den Industriestaaten leiden 60 Prozent der Erwachsenen an Fußproblemen, und es gibt eine Verschiebung zu breiteren Füßen (wobei es kein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland gibt!). Dies sind Resultate der Fußmessaktion, bei der insgesamt 10 400 Füße untersucht wurden, initiiert vom Deutschen Schuhinstitut (DSI) und dem Bundesverband der Deutschen Schuhindustrie (HDS).

Während 75 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen in zu großen beziehungsweise zu langen Schuhen laufen, tragen 20 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer zu kleine Schuhe. Beides wirkt sich negativ auf die Fußgesundheit aus: „Die Füße werden gequetscht und die Zehen gestaucht. Weil die Muskeln, die die Zehen bewegen, ihren Ursprung in den Waden haben, können eingeschränkte Zehen zu Durchblutungsstörungen in den Beinen führen“, erklärt der Orthopäde und Fußspezialist Dr. Norbert Becker aus Tübingen. Wenn zu kleine Schuhe dauerhaft getragen werden, könne dies zu Fußformationen führen. Aber auch zu große Schuhe tun den Füßen nicht gut. „Sind die Schuhe zu weit, findet der Fuß keinen Halt und rutscht in den zum Abrollen gedachten Leeraum im Schuh. Dadurch werden die Zehen bei jedem Schritt genauso gestaucht, als sei der Schuh zu klein“, sagt Becker.

Käufer sollten zuerst die eigene Schuhgröße in einem guten Schuhgeschäft messen lassen. Auch die Uhrzeit ist entscheidend: So sollten elegante Schuhe für den Abend auch idealerweise abends gekauft werden, da dann die Füße häufig etwas dicker sind als morgens. Allgemein gilt beim Schuhkauf, dass sowohl Länge als auch Breite stimmen müssen. Ein passender Schuh ist immer länger als der Fuß, der ihn trägt. Vor den Zehen muss genügend Zugabe zum Abrollen sein, da sich der Fuß beim Gehen verlängert. Am Ballen und auch an der Ferse muss der Schuh fest sitzen. Vor allem bei höheren Absätzen darf die Ferse nicht herumwackeln, da man sonst leicht umknicken kann. Und so ist auch das Rätsel von den mörderischen High Heels gelöst!

Mehr Informationen gibt das Buch „Wie finde ich meinen passenden Schuh?“, herausgegeben vom Deutschen Schuhinstitut, www.schuhinstitut.de .