Mit dem Erwerb eines T-Shirts mit der Aufschrift Kiez-Kulturerbe spendet man gleichzeitig einen gewissen Betrag an Hinz und Kunzt und Viva con Agua.

Hamburg. Mit „Kiezkicker“ verbinden die meisten Ortskundigen den FC St. Pauli. Dass dieser Name allerdings noch mehr bedeutet, wissen dagegen nicht alle. Hinter der Marke Kiezkicker stecken Coco, Michael und Patrick. Das Trio stellt seit gut einem Jahr T-Shirts und Kapuzenpullis mit verschiedenen Slogans rund um den Kiez her und will damit mehr bezwecken als nur Geld zu verdienen. „Wir möchten uns auch für unseren Stadtteil engagieren und soziale Projekte mit den Erlösen unserer Verkäufe unterstützen“, erzählt Michael. Und so dauerte es nicht lange, bis sie Hinz und Kunzt bei ihrem Kickerturnier im Mai unterstützen.

Mittlerweile haben sie auch bei der Aktion Hamburg teilt mitgemacht. Einen Monat lang ging ein Prozentsatz des Umsatzes an Straßenkids ev. Ihr aktuelles Projekt lautet: Rettet die Kiez-Tankstelle. Mit dem Erwerb eines T-Shirts mit der Aufschrift Kiez-Kulturerbe spendet man gleichzeitig einen gewissen Betrag an Hinz und Kunzt und Viva con Agua. „Wir wissen zwar, dass wir die Esso-Tankstelle und die Esso-Häuser dadurch nicht retten können, aber wir können zumindest das Bewusstsein für die Probleme herstellen und darauf aufmerksam machen“, so Michael.

Bis es soweit war, dass sie selbst etwas spenden können, war es ein langer Weg. „Am Anfang haben wir selbst Flyer an die Leute verteilt, damit sie überhaupt erst einmal Notiz von uns nehmen“, so die 27-jährige Coco. Von der Resonanz und dem Feedback war das Trio überrascht, denn es war durchweg positiv. Nur einmal seien sie angepöbelt worden. Nämlich als sie beim Heimspiel des FC St. Pauli vor dem Stadion ihre Zettel verteilten, haben sie Fans der gegnerischen Mannschaft beschimpft.

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Der Name Kiezkicker entstand zwar in Anlehnung an den FC St. Pauli, hat aber nicht nur mit dem Fußballclub zu tun, denn der Stadtteil definiere sich nicht nur über den FC St. Pauli, sondern vielmehr sei es andersherum, meint Michael. Außerdem müsse es nicht immer nur der Totenkopf auf der Brust sein, der für St. Pauli steht. Genau dieser Totenkopf gab auch vor gut einem Jahr den Anstoß für das Label Kiezkicker. „Ich hatte so viele Leute mit Totenkopf auf der Brust gesehen, bei denen ich mir dachte, „das tragen sie nur, um im Trend zu sein, aber nicht, weil sie sich wirklich mit St. Pauli identifizieren“, erzählt Michael. Daraufhin wurde dann Kiezkicker gegründet, für alle Leute, die sich wirklich mit dem Stadtteil identifizieren.

Obwohl alle drei nicht unerfahren mit der Selbständigkeit waren, mussten sie sich dennoch erst ausprobieren. „Wir haben mit einem ganz kleinen Budget von 30 Shirts angefangen , um zu sehen, wie der Verkauf läuft“, so Coco. Mittlerweile haben sie verschiedene Kollektionen und produzieren in höherer Stückzahl. Michael und Coco sind auch privat Fans des Stadtteils. „St. Pauli ist extrem vielfältig und bunt, es leben verschiedenste Nationalitäten hier, Singles und Familien und die klassische Seefahrer-Romantik ist hier zumindest noch ein bisschen aktuell“, schwärmen Coco und Michael.

Alle drei betreiben ihr Kiezkicker Projekt neben ihrer täglichen Arbeit. Dies erfordert eine gute Organisation und Arbeitsteilung. Während sich die blonde Grafikdesignerin Coco das Design, die Technik und den Internetauftritt managed, kümmert sich Patrick um die Kunden und Michael um die PR. Kennengelernt haben sich die drei über Umwege. „Ich hatte Patrick abends bei einem Bierchen auf dem Kiez kennengelernt und Coco habe ich über meinen WG Mitbewohner getroffen“, erzählt Michael. Da alle drei sehr mit dem Stadtteil St. Pauli verwurzelt sind und jeder sein eigenes Fachwissen mitbrachte, war schnell klar, dass sie perfekt zusammen passen.

Mit der Marke Kiezkicker wollten wir etwas schaffen, womit sie die Leute identifizieren können. Dabei zählen aber nicht nur St. Paulianer zu ihren Kunden, sondern auch Leute aus Köln und Berlin bestellen ihre Kult Shirts. Dies geht übrigens bisher nur über den Online Versand. Die Ziele sind hoch gesteckt. „Unser Traum ist es, dass wir später von Kiezkicker leben können, gleichzeitig aber unser soziales Engagement auf ein Level bringen können, auf dem wir auch wirklich etwas bewirken können“, so Michael. Und so werden sie sich weiter für soziale Projekte in und um St. Pauli engagieren und vielleicht auch irgendwann ihre Klamotten in ihrem eigenen Kiezkicker-Shop verkaufen können.

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