Tommy Hilfigers Botschaft : „Seid modisch, doch übertreibt es nicht. Setzt auf Qualität, nicht auf einen Trend. Und: Hört auf eure Kunden.“

Für einen kurzen Moment ist man fast enttäuscht. Von der Bodenständigkeit, die der Mann ausstrahlt. Tommy Hilfiger braucht keine große Inszenierung, wie es doch so viele seiner Kollegen vormachen. Das einzig Exzentrische an seinem Outfit, als er Montagvormittag die Modeakademie JAK betritt, ist das orangefarbene Einstecktuch, das sich farblich vom dunkelblauen Sakko abhebt. Modern und lässig – der Designer weiß, wie man seine Mode verkauft: In dem sie zum Lebensgefühl wird, mehr ist, als ein kurzfristiger Trend, der morgen bereits im Altkleidersack landet.

Es wird still im Publikum, als der 60-Jährige Amerikaner auf die Bühne tritt. Rund 50 Designstudenten haben sich versammelt. Der Nachwuchs will sich anhören, was einer zu sagen hat, der es geschafft hat. Der in einem Vierteljahrhundert eine Marke aufbaute, ja, seinen Namen zur Marke machte. Doch Tommy Hilfiger ist nicht nur gekommen, um Ratschläge zu verteilen. In einem Nebenraum der Akademie liegen Zeichnungen von acht Studenten, die von ihm bewertet werden wollen. Es sind Interpretationen des Stils, mit dem der New Yorker in den 80er-Jahren groß wurde und dem er bis heute treu geblieben ist: Der Preppy-Look. Jene Campus-Mode, die mit Poloshirts, Segelschuhen, Tweed-Sakkos und Bermudashorts spielt. Und mit einem uramerikanischen Traum. Jeder kann es schaffen, zur Oberschicht zu gehören. Dafür muss er nur eines: Die richtigen Klamotten tragen. Als „klassisch, amerikanisch, cool“ bezeichnet es Hilfiger, der nicht alleine über die Entwürfe des Hamburger Nachwuchs entscheiden wollte.

Mit Lisa Birnbach holte er sich eine Expertin des ironischen Streber-Looks zur Hilfe. Sie veröffentlichte 1980 „The Official Preppy Handbook“, das mittlerweile zu den Standardwerken der Modewelt gehört. Hamburg ist für sie, gleich nach Boston, die führende Stadt des modernen Preppy-Stils, gilt doch rund um die Außenalster ein simpler Dresscode. Eine Dame darf hier alle Farben tragen, Hauptsache blau. So ist es wohl eine logische Konsequenz, dass Tommy Hilfiger gemeinsam mit Lisa Birnbach im Rahmen seiner Promotiontour für die neue „Prep World Collection“ neben Modemetropolen wie New York, Paris und London auch die Hansestadt beehrte. Nicht Berlin, wohin es doch angeblich alle Kreativen zieht. Bereits nach einem ersten Blick auf die Kreationen der Hamburger Modedesignstudenten zeigt sich, dass Tommy Hilfiger die Entscheidung nicht bereuen sollte. „Ich bin sehr beeindruckt“, sagt der Designer.

Besonders angetan jedoch ist die Jury, die neben Hilfiger und Birnbach auch aus der Modejournalistin Silke Wichert sowie der Designchefin der JAK, Lisa Behrens, besteht, von einer Studentin. Ludmilla Pavlenko, 23 Jahre alt, setzte sich in dem Wettbewerb durch. Sie brach die traditionellen Schnitte auf, um sie mit Elementen der 70er-Jahre zu kombinieren. Doch – und das ist Tommy Hilfiger besonders wichtig – sie behielt die Grundidee bei. „Sie hat es verstanden“ adelte der Designer gar. Etwas überrascht, aber „total stolz“ musste die Siegerin, die nun an der Tommy Hilfiger Design Division in Amsterdam ein dreimonatiges Praktikum absolvieren darf, dieses Lob erst einmal verdauen. Ihr und ihren Mitstreitern wollte der Großmeister des Preppy-Looks seinen Leitsatz mit auf den Karriereweg geben: „Seid modisch, doch übertreibt es nicht. Setzt auf Qualität, nicht auf einen Trend. Vor allem: Hört auf eure Kunden, denn ohne sie läuft nichts.“ Da spricht die Erfahrung. Von einem, der den amerikanischen Traum lebt. Und die passende Mode dazu entwirft.