Gut ein Drittel der Mineralwässer im Test haben ein Problem mit Keimen.

Volvic, Vittel, Evian und Contrex – jahrzehntelang strömten Mineralwässer ohne Kohlensäure vor allem aus Frankreich nach Deutschland. Inzwischen zählen stille Wässer auch zum Sortiment deutscher Brunnenbetriebe. Kein Wunder, denn sie liegen im Trend: 2011 stieg der Verkauf im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent. In jeder zehnten Mineralwasserflasche blubbert es nicht mehr. Die Stiftung Warentest hat die Qualität von 29 stillen Mineralwässern und einem Quellwasser geprüft. Unabhängig von Marke und Preis: Viele enthalten nicht mehr Mineralstoffe als Leitungswasser und haben ein Problem mit Keimen – für Gesunde kein Problem, für Immunschwache aber schon.

Die Bezeichnung Mineralwasser lässt vermuten, dass es mehr Mineralstoffe als Trinkwasser hat. Früher war das auch so. Da musste ein natürliches Mineralwasser mindestens 1 000 Milligramm Mineralstoffe pro Liter und eine ernährungsphysiologische Wirkung aufweisen. Doch seit einer EU-Harmonisierung 1980 spielt das keine Rolle mehr. Insgesamt liefern fast zwei Drittel der Wässer nur wenig Mineralstoffe – also nicht einmal 500 Milligramm je Liter. Im Test ist nur Contrex reich an Mineralstoffen: 2 000 Milligramm je Liter.

Für Trinkwasser und Mineralwasser gilt: Sie müssen nicht keimfrei sein, dürfen aber keine Krankheitserreger enthalten. Rechtlich sind alle Wässer in Ordnung. Die Warentester legten strengere Maßstäbe an und prüften auch auf unter Umständen krankmachende Keime. In 12 der 30 Wässer waren sie nachweisbar. Sie sind für Gesunde unproblematisch, können aber für Menschen mit geschwächtem Immunsystem kritisch sein. Dazu gehören etwa Krebs- und Aidskranke, auch alte Menschen und Babys. Sie sollten Mineral- wie Trinkwasser vorsorglich nur abgekocht verwenden, um Durchfall und andere, möglicherweise lebensbedrohliche Folgen zu vermeiden.

Natürliches Mineralwasser muss aus einer Quelle stammen, die vor Verunreinigungen geschützt ist. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Es gibt Berichte über Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten, etwa aus Abwasser. Die Tester haben die Wässer auf Pestizide, Abbauprodukte von Pestizide und Arzneimittel analysiert, aber nichts gefunden.

Fündig wurden die Tester bei künstlichen Süßstoffen. Sie kommen in der Natur nicht vor, bauen sich nicht ab und können so eine Verschmutzung der Quelle anzeigen. Die Tester fanden nur in Quellbrunn Naturell von Aldi (Nord) aus der Claudius-Quelle den Süßstoff Acesulfam K – gesundheitlich unkritisch, aber ein Hinweis darauf, dass Abwasser in die Quelle gelangt sein könnte. Auch der jahrtausendealte Gesteinsbestandteil Uran kann ins Mineralwasser übergehen und nierenschädigend wirken. In zwei von drei stillen Wässern fanden die Tester Uran gar nicht. Die restlichen Wässer enthielten so wenig, dass sie das Limit für Säuglingswasser unterschritten. Nur dafür hält die Mineral- und Tafelwasserordnung einen Grenzwert parat, nicht aber für herkömmliche Mineralwässer. Der wäre aus Vorsorgegründen erforderlich: Der Bundesbürger trinkt im Jahresdurchschnitt fast 136 Liter Mineralwasser.

Weitere Informationen: Zeitschrift test 7/2012 und www.test.de/mineralwasser