Die Abendblatt-Leser spendeten für den querschnittsgelähmten Jugendlichen, inzwischen hat er eine Therapie in Pforzheim gemacht

Das Erste, was Marcel Maurer zu seiner Mutter sagte, als sie ihn aus Pforzheim Anfang Mai abholte, war: „Mama, ich kann meine Beine wieder fühlen, sie machen mit.“ Der 19-Jährige ist ab der Brust abwärts querschnittsgelähmt und hatte von Februar an eine dreimonatige intensive Therapie im Zentrum der Rehabilitation gemacht. Möglich war das nur durch die Spenden der Leserinnen und Leser des Hamburger Abendblatts.

Nach einem Aufruf im Januar waren innerhalb weniger Wochen die benötigten 50.000 Euro für die Behandlung eingegangen. Marcels Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse, zahlt die sehr wirkungsvolle Therapie nicht, da diese nicht in ihrem Leistungskatalog aufgeführt ist. Deswegen rief der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ gemeinsam mit Familie Maurer zu Spenden auf.

Jeden Tag sechs Stunden Training mit zwei Therapeuten

Die Zeit in Pforzheim empfand Marcel als sehr anstrengend, aber als sehr effektiv. „Ich habe jeden Tag sechs Stunden vor allem meinen Rumpf trainiert, immer waren zwei Therapeuten dabei“, erzählt er. „Dadurch kann ich nun gerade stehen, davor bin ich immer ins Hohlkreuz gefallen. Zudem sitze ich viel aufrechter im Rollstuhl und schone den Rücken.“ Nach ein paar Wochen habe er angefangen, vorwiegend am Rollator zu trainieren, sich Schritt für Schritt vorwärts zu kämpfen. „Als ich dann zum ersten Mal wieder meine Beine spürte, habe ich mich unglaublich gefreut, das gibt mir so viel Hoffnung.“ Sein Ziel ist es, sich künftig vermehrt auch am Rollator fortbewegen zu können.

Auch seine Mutter Olga ist glücklich über den großen Erfolg der Therapie. „Marcel ist seitdem so viel motivierter, viel selbstständiger und fährt zu allen Terminen alleine hin“, sagt sie. Da die Zahnarzthelferin ebenso wir ihr Mann, ein Hafenfacharbeiter, Vollzeit arbeitet, ist Marcels Selbstständigkeit eine große Entlastung für die Familie. „Ich musste alles selber machen in Pforzheim und habe ja auch alleine gewohnt. Das fand ich ganz schön“, sagt Marcel, der sich nun auch um einen Ausbildungsplatz bemühen möchte.

Der Austausch mit ähnlich Betroffenen tat ihm gut

2017 war er als 16-Jähriger von einem Baum gefallen und unglücklich mit dem Rücken aufgekommen. Er hatte gerade seinen Realschulabschluss gemacht, war mit seinen Freunden in Buchholz unterwegs gewesen, sie hatten rumgealbert. „Im Therapiezentrum habe ich viele Menschen mit Querschnittslähmung kennengelernt, ein paar waren in meinem Alter. Es tat gut, mit diesen Leuten zu reden, zu sehen, dass sie ähnliche Fragen und Probleme haben. Wir haben uns gegenseitig motiviert, voranzukommen“, sagt der sportliche Jugendliche.

Das Zentrum der Rehabilitation in Pforzheim ist auf Querschnitts- und Schlaganfallpatienten spezialisiert, sie kommen aus der ganzen Welt dorthin. Denn anders als in einer normalen Reha, wo es nur zwei- bis dreimal in der Woche eine Stunde Physiotherapie gibt, trainieren hier bis zu zwei Therapeuten gleichzeitig mit einem Patienten. Zudem gibt es einen Gehroboter (Lokomat), mit dem die Patienten wieder ein Gefühl für das Gehen bekommen.

Nun übt Marcel das Laufen mehrmals in der Woche mit Marion Ritz-Jonas. Seit März 2018 ist er bei ihr in der Praxis in Neu Wulmstorf. Die engagierte Physiotherapeutin hatte es früh geschafft, dem Jungen neue Hoffnung zu geben. Sie stellte ihn nach drei Wochen das erste Mal auf die Beine. Inzwischen steht er und ist ein großes Stück weiter auf dem Weg zu seinem Traum, in Zukunft wieder laufen zu können.