Kreis Pinneberg. 8. Mai ist Tag der Befreiung. In Schenefeld gibt es ein besonderes Fest – und auch an anderen Orten des Kreises finden Aktionen statt.

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht, der Zweite Weltkrieg war beendet. Am Tag der Befreiung begann in Deutschland ein neues Kapitel – und das soll am 8. Mai in Schenefeld gefeiert werden: „Wir feiern ein großes Fest der Demokratie“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof.

Mit dieser Feier wolle die Stadt „einen Akzent setzen“, betont die Verwaltungschefin. Los geht es am Abend vor Himmelfahrt um 18 Uhr auf dem Rathausvorplatz. Es gibt Reden, Poetry Slam, Musik von der bekannten Band Jeremy Days, Essen und Getränke – eben all das, was zu einem gelungenen Fest gehört.

Ein Bündnis, bestehend aus Vereinen, Verbänden, Verwaltung und Politik, ist Veranstalter

Offizieller Veranstalter ist ein Bündnis namens „TypiSCHenefeld – Wir l(i)eben Demokratie“, das sich nach einem Treffen von rechtsextremen Kräften in Potsdam im Januar gegründet hatte. Dem Zusammenschluss gehören Vereine, Verbände, Kirchen, die demokratischen Parteien der Stadt und viele weitere Unterstützer an.

Ziel ist es, die Demokratie wieder stärker in den Köpfen der Menschen zu verankern. Dazu hatte die Ratsversammlung im März eine Resolution mit folgendem Wortlaut beschlossen: „Wir stellen uns gemeinsam gegen die Erneuerung und Verbreitung totalitärer Ideologien sowie der Verherrlichung und Verklärung des Nationalsozialismus. Die erste deutsche Demokratie ging 1933 innerhalb weniger Monate unter, weil zu wenige bereit waren, für sie einzustehen und gegen ihre Feinde zu verteidigen.“

Es soll ein buntes, fröhliches und lautes Fest für die Demokratie werden

„Es hat Anfang des Jahres in vielen Städten Demonstrationen für die Demokratie gegeben“, sagt Küchenhof. Auch viele Kommunen im Kreis Pinneberg hätten Flagge gezeigt. In Schenefeld habe es keine eigene Demo gegeben, weil die Bürger eher die Veranstaltungen in den größeren Städten besucht hätten.

Die selbsternannte
Die selbsternannte "200-Kilo-Wortgranate" Sven Kamin bereichert das Demokratiefest in Schenefeld mit Poetry Slam. © Renate Glinka | Renate Glinka

Inzwischen habe das Thema in der öffentlichen Debatte an Aufmerksamkeit verloren. Das will Schenefeld nun ändern und ein buntes, fröhliches und lautes Fest für die Demokratie feiern. Beginn ist um 18 Uhr, das Ende ist für 21 Uhr vorgesehen. Die Moderation wird Richard Möller vom Mitveranstalter, dem Rotary Club Schenefeld, übernehmen.

Auch einige kurze Redebeiträge sind eingeplant, etwa von Bürgermeisterin Christiane Küchenhof und Stadtpräsident Holm Becker. Mit Liara Dawson wird auch eine Abiturientin vom Gymnasium Schenefeld sprechen und die Gedanken der jungen Generation zum Thema einbringen.

Es gibt Redebeiträge vom XFEL-Chef und der Vizepräsidentin vom FC St. Pauli

Auch Professor Dr. Thomas Feurer, seit Jahresbeginn Vorsitzender der Geschäftsführer von European XFEL, wird einige Worte sagen. Ebenso wie Esin Rager, Vizepräsidentin des FC St. Pauli. Zwischen den Beiträgen wird die selbsternannte „200-Kilo-Wortgranate“ Sven Kamin die Bühne entern, eine der profiliertesten Stimmen der Poetry Slam Szene.

Mit einem kurzen Stück wird sich auch das Theater Schenefeld beteiligen. Und für die Musik des Abends sorgt eine deutsche Band, die Ende der 1980er-Jahre Stammgast auf dem Musiksender MTV war: die Jeremy Days. Ihre Single Brand New Toy schaffte es 1989 auf Platz 11 der deutschen Charts. Inzwischen nennt sich die Band um Frontmann Dirk Darmstaedter The Jeremy Days Acoustic Group.

Für die Musik des Abends sorgt die Jeremy Days Acoustic Group

Nach 24 Jahren Funkstille stand die Band 2019 wieder auf der Bühne und brachte vor zwei Jahren ein neues Album heraus, das Platz 21 der deutschen Albumcharts erreichte. Für drei Musikblocks werden die Jeremy Days sorgen. Der Eintritt zum Demokratiefest ist natürlich frei.

Mehr zum Thema

Auch andere Städte im Kreis planen Veranstaltung zum 8. Mai. In Elmshorn findet bereits am Sonnabend, 4. Mai, am Alten Markt vor der Nikolaikirche eine Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) statt. Um 11.55 Uhr ist eine Kundgebung geplant, um 12.30 Uhr startet der traditionelle antifaschistische Stadtrundgang. Die Abschlusskundgebung und eine Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Verfolgten aus dem antifaschistischen Widerstand in Elmshorn ist für 14 Uhr geplant.

Die Gedenk-Veranstaltung der Stadt Elmshorn findet am Dienstag, 7. Mai 2024, ab 18 Uhr in den Räumen der Freikirchlichen Gemeinde Elmshorn, Kaltenweide 83, statt. Der Eintritt ist frei, es besteht freie Platzwahl. Kostenlose Eintrittskarten sind im Amt für Kultur und Weiterbildung, Schulstraße 36, und am Veranstaltungstag ab 17 Uhr am Einlass in der Kaltenweide 83 erhältlich

Veranstaltungen auch in anderen Städten des Kreises

Aus unterschiedlichen Bereichen der Elmshorner Kulturszene sind Künstler am Start. Mit Anleihen aus Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ führen die jungen Schauspieler Tom Brodersen und Claudius Ollig durch den Abend. Sie werden die Zuschauer mit ins Jahr 1945 nehmen, als Deutschland am Anfang einer neuen Zeit stand. Die künstlerische Leitung hat Markus Arendt inne.

In Uetersen bietet am Sonnabend, 4. Mai, die Geschichtswerkstatt die Stadtführung „Uetersen im Nationalsozialismus” an. Treffpunkt ist um 11 Uhr der Buttermarkt in Uetersen. Die Stadtführung wird als Fahrradtour angeboten. Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung gebeten (per Mail an erhard-vogt@spd-uetersen.de oder telefonisch unter 04122/90 15 21). Sie soll nicht länger als zwei Stunden dauern.

Auch in der Kreisstadt wird dem Tag der Befreiung gedacht

Die Pin­ne­ber­ger „In­itia­ti­ve 8. Mai“ und die Ver­ei­ni­gung der Ver­folg­ten des Na­zi­re­gimes / Bund der An­ti­fa­schis­ten (VVN-BdA) la­den am Mittwoch, 8. Mai zu ei­ner Ver­an­stal­tung mit ei­nem Kon­zert der Mu­si­ker „Die Grenz­gän­ger“ ein. Ein­lass ist um 18:30 Uhr im Ratshaussitzungssaal der Stadt ein. Der Eintritt ist frei.

In Quickborn gibt es eine Radtour unter dem Motto „NS-Herrschaft, Verfolgung, Befreiung“. Treffpunkt ist am Sonntag, 5. Mai, um 14 Uhr am Bahnhof/ZOB. Veranstalter ist der Förderkreis Spurensuche.

In Tornesch startet am 8. Mai ein Rundgang zu stadtgeschichtlichen Orten, den die Stadtarchivarin Annette Schlapkohl veranstaltet. Treffpunkt ist um 18 Uhr die Gedenktafel am Gebäude der alten Brennerei.