Paris/Berlin. US-Präsident Trump war Ehrengast bei der Militärparade am französischen Nationalfeiertag. Macron erscheint damit als Trump-Versteher.

Was für ein Bild der Eintracht. Donald Trump beugt sich nach links und tätschelt Emmanuel Macron die Schulter. Der US-Präsident lächelt, sein französischer Amtskollege strahlt. Beide sitzen auf der Tribüne neben der Pariser Prachtallee Champs-Élysées. Französische Kampfjets donnern durch den blauen Himmel über Paris und hinterlassen Nebelstreifen in den Farben der Trikolore.

Wie jedes Jahr ist der französische Nationalfeiertag eine gewaltige Militärschau. 3700 Fußsoldaten, mehr als 200 Fahrzeuge und 63 Flugzeuge nehmen daran teil. Auch 200 US-Soldaten marschieren am Freitag an den beiden Präsidenten vorbei, fünf davon in Uniformen aus dem Ersten Weltkrieg. Die Einbeziehung der Amerikaner ist eine symbolische Geste Macrons.

Frankreichs Nationalfeiertag in Bildern

Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli gibt es stets eine Militärparade auf den Champs Élysées in Paris.
Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli gibt es stets eine Militärparade auf den Champs Élysées in Paris. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Straße frei für den großen Auftritt? Ein französischer Soldat vor Beginn der Parade am Freitagmorgen.
Straße frei für den großen Auftritt? Ein französischer Soldat vor Beginn der Parade am Freitagmorgen. © dpa | Kamil Zihnioglu
Mehr als 3700 Fußsoldaten und mehr als 200 Fahrzeuge nahmen an der Parade teil.
Mehr als 3700 Fußsoldaten und mehr als 200 Fahrzeuge nahmen an der Parade teil. © dpa | Markus Schreiber
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und der Chef des Generalstabs der Armee, Pierre de Villiers, nahmen die Parade am Vormittag gemeinsam ab.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und der Chef des Generalstabs der Armee, Pierre de Villiers, nahmen die Parade am Vormittag gemeinsam ab. © REUTERS | STEPHANE MAHE
Soldaten der Republikanischen Garde am Arc de Triomphe. Am 14. Juli gedenken die Franzosen dem Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution 1789.
Soldaten der Republikanischen Garde am Arc de Triomphe. Am 14. Juli gedenken die Franzosen dem Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution 1789. © REUTERS | POOL
Als Ehrengast hatte Macron (r.) US-Präsident Donald Trump eingeladen.
Als Ehrengast hatte Macron (r.) US-Präsident Donald Trump eingeladen. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
An Trumps Seite: seine Frau Melania. Der Blick nach oben gilt einer Staffel französischer Kampflugzeuge.
An Trumps Seite: seine Frau Melania. Der Blick nach oben gilt einer Staffel französischer Kampflugzeuge. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
Die Alpha Jets der französischen Luftwaffe donnerten mehrmals über den Arc de Triomphe am Ende der Champs Élysées hinweg und zeichneten dabei die französischen Nationalfarben in den Himmel.
Die Alpha Jets der französischen Luftwaffe donnerten mehrmals über den Arc de Triomphe am Ende der Champs Élysées hinweg und zeichneten dabei die französischen Nationalfarben in den Himmel. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Anlass für Trumps Besuch ist das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Die Amerikaner kämpften damals an der Seite Frankreichs gegen Deutschland. Darum marschierten auch US-Militärs mit, einige  von ihnen in Uniformen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.
Anlass für Trumps Besuch ist das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Die Amerikaner kämpften damals an der Seite Frankreichs gegen Deutschland. Darum marschierten auch US-Militärs mit, einige von ihnen in Uniformen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. © REUTERS | YVES HERMAN
Beim Pärchen-Date am Vortag hatte sich Donald Trump noch einen Fauxpas geleistet: „Sie haben sich so gut gehalten“ („You’re in such good shape“), hatte er zu Brigitte Macron gesagt.
Beim Pärchen-Date am Vortag hatte sich Donald Trump noch einen Fauxpas geleistet: „Sie haben sich so gut gehalten“ („You’re in such good shape“), hatte er zu Brigitte Macron gesagt. © REUTERS | POOL
Die 24 Jahre Altersunterschied zwischen Brigitte (64) und Emmanuel Macron (39) waren im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder thematisiert worden.
Die 24 Jahre Altersunterschied zwischen Brigitte (64) und Emmanuel Macron (39) waren im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder thematisiert worden. © dpa | Michel Euler
Auch bei den Trumps beträgt der Altersunterschied 24 Jahre: Melania ist 47, Donald 71 Jahre alt.
Auch bei den Trumps beträgt der Altersunterschied 24 Jahre: Melania ist 47, Donald 71 Jahre alt. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Die Militärparade fand in diesem Jahr unter besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Bild: Ein Militärhubschrauber vor dem Eiffelturm.
Die Militärparade fand in diesem Jahr unter besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Bild: Ein Militärhubschrauber vor dem Eiffelturm. © REUTERS | GONZALO FUENTES
Bei den Feierlichkeiten vor einem Jahr wurden auf der Strandpromenade in Nizza 86 Menschen bei einer Lastwagen-Attacke ermordet worden. In Frankreich gilt weiterhin der Ausnahmezustand.
Bei den Feierlichkeiten vor einem Jahr wurden auf der Strandpromenade in Nizza 86 Menschen bei einer Lastwagen-Attacke ermordet worden. In Frankreich gilt weiterhin der Ausnahmezustand. © REUTERS | CHARLES PLATIAU
Dessen ungeachtet demonstrierten in Paris Menschen gegen den Besuch und die Politik von US-Präsident Trump.
Dessen ungeachtet demonstrierten in Paris Menschen gegen den Besuch und die Politik von US-Präsident Trump. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
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Offiziell ist der Anlass für Trumps Besuch das Jubiläum des Eintritts der USA in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Die USA kämpften damals an der Seite Frankreichs gegen Deutschland. Nach der Militärparade haken Macron und Trump ihre Hände ineinander, ein fester Blick in die Augen. Die Körpersprache einer neuen politischen Männerfreundschaft.

Trump bezeichnet das Verhältnis als gut

Frankreich habe in seiner Geschichte „zuverlässige Verbündete gefunden, Freunde, die uns zu Hilfe geeilt sind“, sagt Macron. „Die Vereinigten Staaten von Amerika gehören dazu. Deshalb wird nichts uns jemals trennen.“ Trump revanchiert sich mit den Worten: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.“

US-Präsident Trump besucht Frankreich

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Melania ist US-Präsident Donald Trump zu seinem Staatsbesuch in Frankreich eingetroffen – nur wenige Tage nach dem G20-Gipfel in Hamburg ist es die nächste Europareise.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Melania ist US-Präsident Donald Trump zu seinem Staatsbesuch in Frankreich eingetroffen – nur wenige Tage nach dem G20-Gipfel in Hamburg ist es die nächste Europareise. © dpa | Thibault Camus
Das Ehepaar besucht Frankreich anlässlich des französischen Nationalfeiertages. Am Nachmittag empfängt ihn der französische Präsident Emmanuel Macron. Der US-Präsident wird am Freitag Gast der traditionellen Militärparade zum 14. Juli auf den Champs-Élysées sein.
Das Ehepaar besucht Frankreich anlässlich des französischen Nationalfeiertages. Am Nachmittag empfängt ihn der französische Präsident Emmanuel Macron. Der US-Präsident wird am Freitag Gast der traditionellen Militärparade zum 14. Juli auf den Champs-Élysées sein. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Donald Trump und seine Frau Melania geben sich ein Küsschen zum Abschied.
Donald Trump und seine Frau Melania geben sich ein Küsschen zum Abschied. © dpa | Carolyn Kaster
Denn während ihr Mann den US-Botschafter in Paris besucht, trifft Melania Trump im „Necker“, dem größten Kinderkrankenhaus Frankreichs, auf die kleinen Patienten.
Denn während ihr Mann den US-Botschafter in Paris besucht, trifft Melania Trump im „Necker“, dem größten Kinderkrankenhaus Frankreichs, auf die kleinen Patienten. © REUTERS | PHILIPPE WOJAZER
Am Nachmittag soll sie mit Brigitte Macron, der Ehefrau des französischen Präsidenten, ein Touristenprogramm absolvieren: Sie werden die Kathedrale Notre-Dame besuchen und eine Bootstour auf der Seine machen.
Am Nachmittag soll sie mit Brigitte Macron, der Ehefrau des französischen Präsidenten, ein Touristenprogramm absolvieren: Sie werden die Kathedrale Notre-Dame besuchen und eine Bootstour auf der Seine machen. © Getty Images | Aurelien Meunier
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Ausgerechnet der US-Präsident, der die Welt noch beim G20-Gipfel in Hamburg vor einer Woche mit seinen Extratouren in der Klima- und Handelspolitik zur Verzweiflung gebracht hatte, als neuer Partner? In diesem Moment jedenfalls ist die internationale Isolierung Trumps vergessen.

Macron als Trump-Versteher

Macron und der Amerikaner bilden am Freitag eine transatlantische Zweierbeziehung der besonderen Art. Der Franzose erscheint als der große Trump-Versteher. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte dagegen in Hamburg die gestrenge Kritikerin des US-Ausstiegs aus dem Klimavertrag gegeben.

Macron hatte sich bereits beim G20-Gipfel auffällig um Trump bemüht. Als sich der Amerikaner beim Familienfoto ganz links außen postiert hatte, eilte der Franzose herbei und stellte sich links neben Trump. Ein Akt der gruppendynamischen Inklusion. Während des Konzerts in der Elbphilharmonie saß er neben dem US-Präsidenten und suchte immer wieder das Gespräch mit dem Gast aus Washington.

Manche vermuten hinter Macrons Charme-Offensive eine abgestimmte Aktion mit Merkel. Der widerborstige Trump, der sich einen Spaß zu machen scheint, aus multilateralen Vereinbarungen auszuscheren, soll demnach eingefangen werden. Eine „Good Cop, Bad Cop“-Aktion, bei der der Franzose den Verführer und Merkel die Zuchtmeisterin spielt.

Macron ist ein Meister der Inszenierung

Vieles spricht allerdings dafür, dass Macron und Trump eine neue Nähe zelebrieren, weil ihnen dies politisch nützt. Der Amerikaner, der zu Hause erneut unter Beschuss steht, weil er Wahlkampfhilfe von den Russen in Anspruch genommen haben soll, kann sich auf der internationalen Bühne sonnen.

Macron selbst ist ein Meister der Inszenierung. Ende Mai empfing er den russischen Präsidenten im prunkvollen Königsschloss Versailles. Mit Trump und dessen Frau Melania fährt er das komplette politische Premium-Programm auf, das die „Grande Nation“ zu bieten hat: Gespräch im Élysée-Palast, Empfang mit militärischen Ehren im Invalidendom, Essen zu viert im Nobelrestaurant im Eiffelturm, Militärparade

Macron präsentiert sich als der große Staatenlenker

Macron präsentiert sich als der große Staatenlenker. Die Tuchfühlung mit Putin, Merkel und Trump verleiht ihm eine Aura von internationaler Bedeutung. Damit trifft er den Nerv vieler Franzosen. Nach einer Umfrage des Instituts Odoxa betrachtet eine Mehrheit der Bevölkerung Frankreich als wichtige Militärmacht.

61 Prozent finden es richtig, dass Macron Trump eingeladen hat. Der Präsident erhofft sich dadurch zusätzliche Legitimität, um schwierige innenpolitische Reformen wie eine Lockerung des Arbeitsrechts durchzusetzen. Dazu passt die Rolle des Beschützers. Ein Jahr nach dem Terroranschlag in Nizza findet am Abend ein Konzert in der Mittelmeer-Metropole statt. 86 Lichtersäulen auf der Strandpromenade sollen an die Opfer erinnern. Macron ist mit dabei.

Macron spielt auch die gaullistische Karte

Der Präsident feiert den Austausch mit Trump als Unterredung auf Augenhöhe. Beim Kampf gegen den islamistischen Terror oder dem Aufbau einer Nachkriegsordnung für Syrien ziehen beide an einem Strang. Frankreich, Atommacht und permanentes Mitglied im UN-Sicherheitsrat, sitzt mit am Tisch der ganz Großen. Der neue Mann im Élysée tritt nicht nur als Chef-Dynamiker bei der Reform der EU auf, er spielt auch die gaullistische Karte mit einer Prise Nationalismus.

Über Trumps missglücktes Kompliment für Macrons 64 Jahre alte Frau Brigitte („Sie ist in so einer tollen körperlichen Verfassung. Das ist schön.“) sieht der Franzose großzügig hinweg. Der direkte Draht zum Chef des Weißen Hauses ist ihm wichtiger, als es Stilfragen sind. „Ich werde wiederkommen“, verspricht der US-Präsident zum Abschied. Worauf Macron entgegnet: „Sie sind jederzeit willkommen.“