Bremen. Politiker berichtet offen von seinem Leben in der Männer-WG mit den Söhnen seiner Noch-Ehefrau Bettina Wulff – und äußert auch Kritik.

Altbundespräsident Christian Wulff hat bei einem seiner selten gewordenen öffentlichen Auftritte ungewöhnlich offen über sein Privatleben gesprochen. In der Jubiläumsausgabe zum 45. Geburtstag der Radio-Bremen-Talkshow "3nach9" berichtete der 60-Jährige ausführlich über seinen Alltag als Single.

Derzeit lebe er in einer ganz besonderen Männer-WG mit seinem elfjährigen Sohn aus der Ehe mit seiner mittlerweile getrennt von ihm lebenden Frau Bettina, erzählte der CDU-Politiker in der am späten Dienstagabend in der ARD ausgestrahlten Sendung.

Auch Bettina Wulffs Sohn lebt in der Männer-WG

Aber auch Bettina Wulffs älterer Sohn wohne bei ihm in Burgwedel. Für den 16-Jährigen sehe er sich als "Bonusvater", sagte Wulff, der die Vorzüge eines rein männlichen Haushalts – hinzu kommen noch zwei Kater – durchaus genießt.

"Es ist schön, dass niemand etwas sagt, wenn wir mal drei Fußballspiele hintereinander gucken", sagte Wulff im Gespräch mit Gastgeber Giovanni di Lorenzo. Die Aufgabenteilung funktioniere wunderbar, auch wenn Kochen "eine schwache Seite" der Wohngemeinschaft sei.

Neben Pizza und Nudeln kämen aber auch gesündere Gerichte wie Sushi auf den Tisch. "Das gibt es in Burgwedel alles zu kaufen", sagte der Politiker und Jurist schmunzelnd.

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Wulff kritisiert BGH-Urteil zur Privatsphäre

Grundsätzlich spreche er in der Öffentlichkeit ungern über sein Privatleben, betonte Wulff. Zu oft habe er schlechte Erfahrungen mit Boulevardmedien und Regenbogenpresse gemacht. "Es gibt einfach Verlage, die es nie lernen, Menschen irgendwann auch einmal in ihrer Privatsphäre zu respektieren."

Jurist Christian Wulff äußerte Kritik an Boulevardmedien und dem Bundesgerichtshof.
Jurist Christian Wulff äußerte Kritik an Boulevardmedien und dem Bundesgerichtshof. © Radio Bremen/Frank Pusch

Unverständnis äußerte er in diesem Zusammenhang über eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs, wonach Fotos von seinem Einkaufswagen in der Berichterstattung grundsätzlich zulässig seien.

"Wen geht es etwas an, ob ich Rotwein oder Weißwein kaufe oder ob mein Toilettenpaper vierlagig oder umweltfreundlich ist?“, fragte er. Für sein Umfeld sei die Belagerung durch Paparazzi in solchen alltäglichen Situationen äußerst belastend. "Wir können nicht mehr zusammen einkaufen."

Wulff über den Nutzen von Dating-Portalen

Aufgrund der geschilderten Umstände sei es für ihn auch völlig undenkbar, Portale für Online-Dating zu nutzen, die in der Sendung durch Psychotherapeut und Autor Günter Franzen ebenfalls ein Thema waren.

Ohnehin habe er sich derzeit gut mit dem Single-Dasein arrangiert, so Wulff: "Eine Zeit lang mal so zu leben, ist auch ganz spannend, aber für die Zukunft kann ich nichts ausschließen."

Christian Wulff hatte 2008 die Medienmanagerin Bettina Körner geheiratet. Nach dem Rücktritt als Bundespräsident im Jahr 2012 trennten sich zunächst auch die Wege des Ehepaars, ehe sie 2015 wieder zueinanderfanden. Seit dem vergangenen Jahr leben Christian und Bettina Wulff erneut getrennt.

Rakers: Soziale Medien verändern Talkshows

Nach Einschätzung der "3nach9"-Moderatorin Judith Rakers hat das Aufkommen der sozialen Medien Talkshows im Fernsehen verändert. Gäste prüften heute viel mehr als früher, welche Auswirkungen ihre Äußerungen haben könnten, sagte Rakers schon im Vorfeld der Jubiläumssendung.

"Sie haben Angst vor einem Shitstorm, sie haben Angst davor, sich missverständlich auszudrücken, weil vor allem im Online-Bereich gerne einzelne Zitate rausgegriffen und rausgeballert werden in die Welt“, sagte Rakers. "Das generiert dann die schnellen Klicks, auf die viele Online-Medien angewiesen sind. Es wird dem Gast und seinem Anliegen aber oft einfach nicht gerecht.“

Di Lorenzo: Gäste haben Angst vor einem Glas Wein

Co-Moderator di Lorenzo, der seit 30 Jahren "3nach9" moderiert, empfindet das ähnlich. "Die Gäste sind viel vorsichtiger geworden“, sagte der 60-Jährige. "Umso mehr müssen sich Moderatoren abmühen, den Gästen etwas zu entlocken“. Ihm zufolge haben viele Gäste schon Angst, bei der Sendung ein Glas Wein zu trinken – es könnte ja jemand die falschen Schlüsse daraus ziehen.

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Rakers berichtete von einer Sendung, bei der es Mettbrötchen gab, aber keiner zugriff. "Im Nachhinein haben einige gesagt, sie hätten gerne davon gegessen." Wegen möglicher Reaktionen von Tierschützern hätten sie verzichtet.

Neben Wulff und Franzen waren am Dienstag die Musikerinnen Sarah Connor und Anne-Sophie Mutter, der Komiker Helge Schneider sowie der Philosoph Richard David Precht zu Gast in Bremen.