Mühlenbeck. Winnetou-Darsteller Brice war ein leidenschaftlicher Sammler. Nun können Fans Schätze des verstorbenen Schauspielers ersteigern.

Als Pierre Brice sich im Juni mit 86 Jahren in die „ewigen Jagdgründe“ verabschiedete, waren seine Fans tief betroffen. Als Darsteller des Apachen-Häuptlings Winnetou galt der gebürtige Franzose einer ganzen Generation als Inbegriff von Mut, Treue und Fairness. Am Wochenende (7./8. November) wird der persönliche Nachlass von Pierre Louis Baron de Bris, so sein eigentlicher Name, in einer „Vermächtnis-Auktion“ versteigert. „Pierre hat mich immer gelehrt, loszulassen - mich von Dingen zu trennen und sie mit anderen zu teilen“, sagt Witwe Hella Brice (66).

In einer riesigen Industriehalle in der Prärie nördlich von Berlin sind zur Vorbesichtigung 1547 Erinnerungsstücke des Schauspielers ausgestellt, feinsäuberlich beschriftet und mit Nummern versehen. Glanzstück ist die legendäre Silberbüchse, die er sich nach dem Filmoriginal aus den 60er Jahren aus einem Winchesterstutzen fertigen ließ und mit silbernen Nägeln mit dem Buchstaben „W“ verzierte. Sie war auf allen Karl-May-Festspielen von 1976 bis 1998 sein treuer Begleiter.

Um ein Indianerzelt in der Nähe stehen zwischen Zaumzeug, Federschmuck und Friedenspfeifen Winnetous aus Pappe, daneben lebensgroße Figuren mit von Brice selbst entworfenen und bemalten Lederkostümen, Mokassins und Stulpenstiefeln. Ein besonders reich mit Perlen besticktes Oberteil stammt aus dem ZDF-Zweiteiler „Winnetous Rückkehr“ (1978). Die Schmauchspuren einer Gewehrkugel direkt am Herz erinnern daran, dass der große Häuptling einst in den Armen seines Blutsbruders Old Shatterhand (Lex Barker) gestorben war, nach Proteststürmen der Fans aber wieder auf die Leinwand zurückkehren durfte.

Teil des Erlöses soll gespendet werden

Witwe Hella will einen Teil des Erlöses an die Initiative „future4children“ stiften, die unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama missbrauchten Frauen und Mädchen in Südindien ein neues Zuhause geben will. „Pierres Anliegen ist es immer gewesen, den Schwächsten zu helfen. Dieses war sein letztes Hilfsprojekt, deshalb will ich das in seinem Sinne fortführen“, sagt seine Frau. Wie hoch der Spendenanteil sein soll, hat sie eigenen Angaben zufolge noch nicht überlegt.

In jedem Fall hoffen die Organisatoren auf einen ordentlichen Gesamterlös. Denn neben den Winnetou-Memorabilien gibt es vor allem wertvolle Antiquitäten, Gläser, Bilder, Uhren, Weine, maßgeschneiderte Anzüge und eine schier unüberschaubare Zahl von Edelkoffern. Das mit Abstand teuerste Stück dürfte wohl der metallicgraue Jaguar von 2001 werden - eine Sonderanfertigung für den einstigen Ritter der Ehrenlegion.

Auch Jagdschloss kommt unter den Hammer

„Wir rechnen damit, dass zum Abschluss der Versteigerung alle Teile restlos weg sind“ sagt Auktionator Michael Lehrberger vom Berliner Auktionshaus Historia. Er wird in der 1300-Quadratmeter-Halle im brandenburgischen Mühlenbeck jedes Teil ohne einen Mindestpreis aufrufen, alles kann geboten werden. Am Sonnabend um 10 Uhr fällt erstmals der Hammer. „Die Versteigerung wird weltweit über einen Livestream übertragen, es kann online mitgeboten werden“, sagt Historia-Chef Christian Gründel.

Die aus Deutschland stammende Hella Brice trennt sich eigenen Angaben zufolge nur schweren Herzens von dem Nachlass. Besonders schwer fiel ihr demnach der Abschied vom Taufkleid ihres Mannes - und von einem Pappmaché-Hund, mit dem er sie immer neckte. Die Idee zu der Auktion sei jedoch noch von ihrem Mann selbst gekommen, sagt sie - als sie beschlossen, von Frankreich nach Bayern umzuziehen. Übrigens: Das Jagdschloss 60 Kilometer nordöstlich von Paris ist auch noch zu haben - Pferdestallungen, Park und Flüsschen inklusive.