Monaco. Fürst Rainier III. lenkte die Geschicke Monacos. Unter ihm wurde der Felsenstaat zum Paradies für Reiche. Vor zehn Jahren starb der Fürst.

Unter Rainiers Herrschaft ist Monaco das geworden, was es heute ist: ein Jetset-Paradies. Der Nachkomme der ehemaligen Piratendynastie der Grimaldi verwandelte den einst finanziell angeschlagenen Felsenstaat an der Côte d’Azur in eine Steueroase und Urlaubsziel für Reiche. Er baute den Luxushafen aus, trotzte dem Meer mehr als 40 Hektar ab, um seinen Ministaat auf rund 2 Quadratkilometer anwachsen zu lassen – etwas mehr als die Hälfte des Englischen Gartens in München. „Er hat dem Fürstentum so seinen Stempel aufgedrückt, dass sich jeder hier als Waise empfindet“, erklärte der damalige Regierungschef Patrick Leclercq nach dem Tod des Fürsten vor 10 Jahre am 6. April 2005.

Eine offizielle Gedenkfeier zum Todestag des Fürsten gibt es in Monaco nicht. Dafür wird die Regierungsübernahme durch seinen Sohn Albert II. mit Konzert und Feuerwerk im Juli gefeiert, wie der Fürstenpalast bestätigte. Albert wurde am 12. Juli 2005 in sein Amt eingeführt - nach mehr als 55 Jahren Regentschaft seines Vaters. Rainier starb an einem Mittwochmorgen um 6:35 Uhr an den Folgen einer Lungen- und Herzerkrankung im Alter von 81 Jahren.

Trotz seiner langjährigen Krankheit und mehrfacher Eingriffe, unter anderem eine Bypass-Operation und die Entfernung eines Teils der Lunge, behielt der grauhaarige Fürst das Zepter fest in seiner Hand. Man höre erst auf, Fürst von Monaco zu sein, wenn man feststelle, dass die physischen und geistigen Fähigkeiten schwinden, soll er gesagt haben.

„Seine Durchlauchtigste Hoheit“ hatte populäre Hobbys: Er war ein Zirkusfan und sammelte Autos. Mehr als 150 Oldtimer hatte er am Ende in seiner Sammlung zusammengetragen. Sein Sohn ließ vor wenigen Jahren einen Teil davon versteigern. Unter den Hammer kamen neben amerikanischen Militärflugzeugen ein Fiat 500 aus den 70er-Jahren sowie ein Porsche 928 S, Baujahr 1982. Rainier war kein Sammler von Marken und Prestige, sondern kaufte, was ihm gefiel.

Seine Leidenschaft für die Welt der Akrobaten ging soweit, dass er 1974 das berühmte Zirkusfestival von Monte-Carlo gründete. Er soll sich sogar im Nationalzoo von Monaco als Dompteur ausbilden haben lassen. Die Begeisterung hat er seiner jüngsten Tochter Stéphanie vererbt, die heute Schirmherrin des internationalen Festivals ist.

Rainier teilte mit den Monegassen viele Leidenschaften. Er liebte Fußball und besaß eine der kostbarsten Briefmarkensammlung der Welt. Hobbys, die nicht jeder Staatschef hat. Hinzu kamen noch Golfspielen, Tauchen und Musik. Der Monarch spielte Saxofon und Schlagzeug.

Der smarte Abenteurer galt als „Märchenprinz der Riviera“. Ihm wurden viele Romanzen nachgesagt. Als er am 6. Mai 1955 am Rande des Filmfestivals von Cannes den Hollywoodstar Grace Kelly kennenlernte, hatte er bereits eine längere Beziehung mit der begehrten französischen Schauspielerin Gisèle Pascal hinter sich. Die Traumhochzeit mit der schönen Tochter der Millionärs-Familie Kelly, die fortan den Namen Fürstin Gracia Patricia von Monaco trug, brachte Glanz und Glamour nach Monaco. Im Jahr 1957 verkündete das Paar die Geburt ihres ersten Kindes, Prinzessin Caroline. Ein Jahr später kam Albert zur Welt, Monacos heutiger Regent, und 1965 Prinzessin Stéphanie.

Rainier hat nach dem tödlichen Autounfall der Fürsten im September 1982 nicht mehr geheiratet und sich verstärkt der Modernisierung des schmalen Küstenstreifens gewidmet. Er erweiterte das Kongresszentrum, ließ in die Höhe bauen, riesigen Anlegesteg für Luxusschiffe errichten, verlegte die Bahn in einen Tunnel und trotzte dem Meer ganze Stadtteile ab.

Geführt hat der Regent mit dem gepflegten Schnauzbart sein Reich wie ein „Aufsichtsratsvorsitzender“, wie er sich selbst bezeichnet hat. Als solcher hatte der Grimaldi-Fürst auch seine Trauerfeier ausrichten lassen, wie Frankreichs bekanntester Adelsreporter Stephane Bern erklärte: „Rainier wünschte, dass seine Gäste nicht in Uniformen mit Orden kommen, sondern schlicht in dunklen Anzügen.“