Thomas Anders wird heute ein halbes Jahrhundert alt. Zu seinem 50. Geburtstag spricht der Sänger über sein Verhältnis zu Dieter Bohlen und über ein mögliches Comeback von Modern Talking.

Koblenz. Die größten Erfolge feierte Thomas Anders an der Seite von Dieter Bohlen mit Modern Talking. Am heutigen 1. März wird der Sänger 50 Jahre alt.

Zu diesem Anlass würdigte sogar die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) das soziale Engagement des Musikers gewürdigt. „Der ‚Gentleman of Music‘ ist auch fernab der Bühne ein hilfsbereiter Mensch, der sich seit Jahrzehnten um seine Heimatstadt Koblenz und deren Bürger und Bürgerinnen verdient macht“, schrieb Dreyer dem Ex-Modern-Talking-Star. Anders sei beispielsweise seit 2008 Schirmherr des Kinderschutzbundes Koblenz und setze sich mit Benefizveranstaltungen für karitative Zwecke ein.

Auf die Charts schielt Anders längst nicht mehr, wie er in einem Interview sagt.

Frage: Was bedeutet für Sie der 50. Geburtstag?

Anders: 50 zu werden ist heute nichts Besonderes mehr, denke ich. Das war vor 100 Jahren noch etwas anderes, aber statistisch gesehen haben Männer heute gute Chancen, über 80 zu werden. Also habe ich – wenn alles gut läuft – noch ein paar Jahre vor mir. Ich sehe es deswegen nicht als Wahnsinnseinschnitt.

Trotzdem ist es ein Punkt, an dem man zurückblickt. Was war der größte Moment Ihrer bisherigen Karriere?

Anders: Modern Talking – die erste Nummer eins, die erste Goldene Schallplatte – das bleibt in Erinnerung. Wir erinnern uns immer an das erste Mal, weil wir vom Kopf her eine Erfahrung machen, die wir davor noch nicht gemacht haben. Modern Talking hat mein Leben in eine komplett andere Richtung gedreht.

„You're My Heart, You're My Soul“ schoss als erster großer Hit in vielen Ländern auf Platz eins der Verkaufscharts. Konnten Sie mit diesem kometenhaften Aufstieg umgehen?

Anders: Niemand, der diese Form einer Karriere mitmacht, kann sagen: Ich gehe normal damit um. Das ist nicht machbar. Diese Form von Schnellstart ist schon sehr ungewöhnlich und nur wenige Menschen werden in ihrem Leben damit konfrontiert. Man ist von dem Moment an extrem fremdbestimmt, in erster Linie von Managements und Plattenfirmen. Die Termine sind reingerauscht, man ist von einem Auftritt zum anderen geflogen.

War es die Verwirklichung des großen Traumes?

Anders: Es ist am Anfang traumhaft. Wenn man es über eine längere Zeit macht, bekommt es eine Normalität. Und wenn es eine Normalität bekommt, fängt man an, es zu hinterfragen. Man fragt plötzlich: Was habe ich für diesen Traum aufgegeben, der eigentlich gar kein Traum ist, sondern ein knallharter Job? Irgendwann denkt man: Es ist schön, aber ich habe es mir schöner vorgestellt.

Nervt es, ständig mit Dieter Bohlen in Verbindung gebracht zu werden?

Anders: Wir sind zwei grundverschiedene Menschen, mit grundverschiedenen Lebenseinstellungen. Aber jeder hat etwas dazu beigetragen, dass so über uns gesprochen und berichtet wurde. Ich muss das annehmen als Schicksal und habe meine Form gefunden, damit umzugehen. Es nützt nichts, sich über Dinge aufzuregen, die passiert sind. Wäre ich nicht so erfolgreich geworden, würden mich die Menschen seit fast drei Jahrzehnten nicht darauf ansprechen. Ich will nicht wissen, wie viele Leute als Künstler gerne genervt wären für diesen Erfolg. Für mich gehört es zu meinem Leben dazu.

Hat die Gegensätzlichkeit von Ihnen beiden Modern Talking ausgemacht?

Anders: Für die Menschen hat es das, dieses Ying-und-Yang-Prinzip, diese Spannung, die man bei uns sah, dieses komplett Konträre. Einmal blond, einmal dunkel; einmal dieses Feinfühligere, einmal dieses eher Schnoddrige, Grobschlächtige. Ich glaube, diese Gegensätze waren auch das Faszinierende an Modern Talking. Kombiniert mit sehr guten Produktionen und eingängigen Melodien hat das den Erfolg ausgemacht. Wenn man sich zu ähnlich ist, wird es für das Publikum irgendwann zu uninteressant.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Anders: Ich bin weg davon, die Nummer eins sein zu müssen oder nach den Charts zu schielen. Das kann ich aus meiner Sicht sagen, weil ich das alles schon hatte. Musikalisch will ich einfach immer was Neues ausprobieren. Das ist ein wahrer Luxus, den ich mir leiste. Ich setze mich überhaupt nicht unter Druck. Der Kölsche sagt: Et kütt wie et kütt. Pläne sind wichtig, aber man soll sie nicht zu ernst nehmen. Es kommt sowieso anders, als man es sich vorstellt.

Wird es noch eine Wiedervereinigung von Modern Talking geben?

Anders: Ich glaube es nicht. Was würden die Menschen davon erwarten? Sie würden nur darauf warten, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Dem will ich mich nicht mehr aussetzen, das brauche ich nicht mehr. Ich habe Frieden mit Modern Talking geschlossen. Weder Dieter Bohlen noch Thomas Anders haben sich charakterlich verändert. Wir werden immer die Gleichen bleiben, das harmoniert einfach nicht.