Prinz William will heute weiteren Abdruck der Nacktfotos von Kate verbieten lassen. Damit sind die heiklen Fotos aber nicht aus der Welt.

London. Eigentlich hatten die britischen Medien eine ganz andere Kate-Story im Visier. Da wurde gemunkelt über den Stand der Familienplanung im Hause des Herzogs und der Herzogin von Cambridge und was es bedeuten mochte, dass man die Frau vor ihrer Asien-Reise, die sie und ihr Mann derzeit absolvieren, so häufig Wasser habe trinken sehen. Die Spekulationen richteten sich folgerichtig auf jenen Körperteil, an dem man ablesen kann, ob sich etwas tut zum Thema Nachwuchs .

Das voyeuristische Ritual fand keine Kritiker. Dann kam Ende der Woche das französische Magazin "Closer" mit seiner Fotostrecke der Herzogin beim intimen Sonnenbaden, und der Aufschrei lässt seitdem nicht nach . Die seitenlangen britischen Abhandlungen über den Vorfall und seine Folgen scheinen umgekehrt proportional zum Nichterscheinen der Fotos in Großbritannien selber zu stehen: Je unwahrscheinlicher der Abdruck der Bilder, desto größer die Diskussion um sie.

Dabei kreisen die Medien-Geier immer näher um die Insel und ihre bisher undurchdringliche Mauer der Ablehnung. Letzter Schuldiger in den Augen der Entrüsteten ist der irische Boulevard-Führer "Daily Star", der die im französischen Magazin "Closer" erschienenen Bilder am Wochenende nachdruckte und zur Entschuldigung kommentierte, man sei eine republikanische Zeitung, besondere Zurückhaltung bei Royals möge für Großbritannien gelten, nicht für Irland.

Das sieht der englische Mit-Besitzer des Blattes, Richard Desmond, ganz anders. Zu seiner Mediengruppe gehört zwar auch der für reißerische Klatschgeschichten bekannte englische "Daily Star". Aber ausgerechnet Desmond zeigt sich jetzt "im Tiefsten verstört" über das Gebaren der Iren und droht damit, seine Anwälte prüfen zu lassen, ob er das irische Pendant nicht gänzlich einstellen lassen könne. Diese Reaktion zeigt deutlich, wie weit sich der Verhaltenskodex britischer Medien geändert hat. Das tragische Schicksal von Prinzessin Diana hat seine Spuren hinterlassen, die Medien taktieren heute vorsichtiger, nicht mehr wie die Jagdmeute zu unseligen Zeiten.

Während in England diese freiwillige Zurückhaltung gut funktioniert, bewirken in Frankreich drakonische Gesetzesauflagen zum Schutz der Privatsphäre letztlich wenig an Abschreckung, weil die Übertretungen mit nur mäßigen Geldstrafen geahndet werden. Das hält aber Prinz William und seine Frau nicht davon ab, ein Exempel zu statuieren und nach dem Prinzip des "principiis obsta" (wehret den Anfängen) möglichen Nachfolgertätern in den Weg zu treten. So hat der St.-Jame's-Palast gestern mitgeteilt, die Anwälte des Prinzen wollten an diesem Montag in Frankreich bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den italienischen Medienkonzern Mondadori beantragen, zu dem nicht nur "Closer" gehört, sondern auch dessen italienisches Pendant "Chi", das die Skandalfotos ebenfalls abdrucken will. Der Palast werde zudem Schadenersatz von Mondadori fordern.

Dramatische Veränderungen seit Dianas Zeit

Und was ist mit dem Internet? Der irische "Daily Star" hat seine Website inzwischen temporär eingestellt, doch gilt Gleiches nicht für die Quellen, die im weltweiten Netz sprudeln. Die Medienszene hat sich seit Dianas Zeiten dramatisch verändert. Zurückhaltung mag in England gelten - das Internet kennt keinen solchen Verhaltenskodex.

Daher mangelt es auch in England nicht an Kritikern, die dem Herzogspaar vorwerfen, es sei zu unvorsichtig gewesen bei seinem Tête-à-Tête im Château d'Autet in der Provence - das Anwesen ist schließlich, wenn auch in einer Entfernung von etwa 400 Metern, von einer Straße aus einsichtbar. Eine einfache Sichtblende, um den Pool gestellt, hätte gegen jedes Zoom-Objektiv ausgereicht. Prinz William fand immerhin so weit seine Contenance zurück, dass er mutmaßte, ob da nicht eventuell "ein Spion im Busch" ihm und seiner Frau auflauere. In Wahrheit muss der Prinz an der Unlösbarkeit der Frage verzweifeln, ob man sich je als globale Berühmtheit den Augen der Öffentlichkeit entziehen könne. Wie er darüber denkt, verriet er einem malaysischen Jungen, der ihn zu Beginn seiner und Kates Asienreise fragte, was er am liebsten tun würde, wenn er alle Macht der Welt besäße. "Mich unsichtbar machen", so seine spontane Antwort.

Die tiefe Aversion gegenüber den Medien hat ihre Vorgeschichte in dem, was seiner Mutter zustieß. Den damals 15-Jährigen hat diese Erinnerung nie verlassen. Er möchte seine Frau beschützen. Aber die steigende Popularität des Paares wird die Erfüllung seines geheimsten Wunsches - unsichtbar zu sein - nur weiter erschweren.