Modebewusste Frauen mögen es wieder schlichter. Der Mann darf sich 2013 gern schick machen. Das prophezeien zumindest die Designer.

Berlin. Weniger ist mehr. In der Damenmode Frühjahr/Sommer 2013 geht es deutlich ruhiger zu als in der Vergangenheit. Einige Designer propagieren sogar eine Rückkehr zum Minimalismus. Vor allem aber wird die Mode adretter und smarter. In diese Klammer lassen sich verschiedene Tendenzen einpassen. Eine Auswahl der wichtigsten Strömungen:

MINIMALISMUS: Die Rückkehr Jil Sanders in ihr eigenes Unternehmen hätte wohl zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen können. Zum Frühjahr 2013 kommen ihre ersten Entwürfe in den Handel – und der Minimalismus ist ein ganz großer Saisontrend. Jene Stilrichtung also, auf der die Hamburgerin einst ihr Imperium aufbaute. Die Konzentration auf Schnitt und Form und der Verzicht auf jegliches Dekor prägen diese Tendenz. Spannung erzeugen hier zum Beispiel Volumenspiele, wie etwa die Weite rund um die Schulter. Solche neuen Proportionen geben diesem schlichten Look einen Überraschungseffekt.

ANMUT: Es gibt eine Modetheorie, die einen Zusammenhang zwischen Ökonomie und Rocklängen erkennen will. Vereinfacht besagt sie: In guten Zeiten trägt die Frau kurz, in schlechten lang. Für die Kollektionen der ersten Jahreshälfte 2013 zumindest passt diese These. Wadenlange Röcke, oft in schmaler „Pencil“-Form, bringen eine konservative Note in die Mode. Anmut statt sexy. Es sei denn, es kommen hohe Schlitze ins Spiel. Eine der modernsten Interpretationen dieses Stils gelang dem Belgier Raf Simons bei seinem Debüt als Designer für das Pariser Modehaus Christian Dior. Er kombinierte einen langen, ausgestellten, irisierend-schimmernden Rock zu einem schlichten schwarzen Shirt.

ASIEN: Die Sommermode hat zumeist auch eine exotische Note. Für das Jahr 2013 liefert Asien die stilistische Vorlage. Dieser Trend wird schon deshalb vom Laufsteg bis in den Massenmarkt hineinreichen, weil ihn Prada ganz groß aufgelegt hat. Und das Mailänder Label gilt als einer der wichtigsten Impulsgeber der ganzen Branche. Zu erwarten sind also Kimono-Anleihen und Judo-Jacken, Musterbilder wie Drachen oder Kirschblüten sowie Falttechniken und – die subtile Variante - kleine Stehkragen.

GRAFIK: Angeführt von prägnanten Schwarz-Weiß-Mustern ziehen sich geometrische Formen durch die Kollektionen. Rauten, Rechtecke, Kreise und Streifen vermengen sich zu klaren, strengen Bildern – zuweilen auch im 3D-Effekt. Wer es etwas origineller mag, darf dieses Musterbild auch mit floralen Motiven durchmischen.

WEIß: „Die große Weiß-heit“ titelte die in Frankfurt erscheinende Fachzeitzeitschrift „TextilWirtschaft“ in ihrer Analyse der Designerdefilees Frühjahr/Sommer 2013. Das reine, von Kopf bis Fuß getragene Weiß zieht sich quer durch die Kollektionen. Zwar sind die Farben allgemein etwas auf dem Rückzug, aber natürlich nicht ganz verschwunden. Eisige Pastelltöne zum Beispiel haben Hochkonjunktur.

Männermode 2013: Smarte Typen

Die neue Männermode hat Stil. Im Frühjahr/Sommer 2013 darf alles ein bisschen klarer, geschliffener und fescher sein. Zwar rufen die Designer nicht gleich die neue Eleganz aus, aber sie suchen nach Alternativen zur Sportivität, die auch weiterhin ihren Platz haben wird. Darauf kann sich der Mann einstellen:

SMART: Er trägt eine schöne Baumwollhose, vielleicht sogar mit Bügelfalte. Als Hemdalternative greift er zum elegant interpretierten Poloshirt. Dazu ein leichter Blazer oder, statt der lange dominierenden sportiven Jacke, ein kurzer Sommermantel. Solche Männertypen werden im Frühjahr/Sommer 2013 öfter auf den Straßen zu sehen sein. Die Anzüge dieses Modebildes zeigen sich in dezenten Farben. Die Polohemden, ein Schlüsselelement des Looks, werden stilistisch aufgewertet. Sie erhalten beispielsweise durchgehende Perforierungen, verlängerte Knopfleisten, sind schmal geschnitten und aus edlem Material.

NEONFARBEN: Männer haben in den letzten Saisons Lust auf Farbe bekommen. Und auch im Frühjahr/Sommer 2013 werden sie nicht darauf verzichten müssen. Die stärkste Dosis liefern die Neonfarben. Selbst ein eher klassisch orientiertes Label wie Salvatore Ferragamo lässt es grell leuchten. Auch das französische Label Louis Vuitton mischt neonfarbene Kleidungsstücke und Accessoires in seine Looks. Die Farbalternativen: dunkelrot und nach wie vor viele klare Blautöne.

BLÜTENMUSTER: Blumenmotive auf dem Hemd oder auf der Hose sind im kommenden Jahr unbedingt erwünscht. Mal werden sie abstrakt oder stilisiert interpretiert, dann auch wieder süffig und leuchtend. Es gibt sogar die Variante „von Kopf bis Fuß“, aber dazu gehört dann schon sehr viel Mut.

ACCESSOIRES: „Männer suchen nach Wegen aus der Uniformierung auszubrechen. Sie haben Lust auf sich selbst und entdecken in den kleinen Dingen der Mode, Möglichkeiten ihre Individualität auszudrücken“ – das sagt Michael Werner, Chefredakteur der in Frankfurt erscheinenden Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“. Accessoires wurden in den letzten Jahren immer wichtiger in der Männermode. Schals und farbige Strümpfe sind inzwischen schon Selbstverständlichkeiten. Zum Frühjahr/Sommer 2013 tauchen nun zusätzlich auffällige, markante Ketten auf, etwa bei DSquared2 aus Italien. Männer bekommen also immer mehr Möglichkeiten, sich zu schmücken.