Nicht nur für die alltägliche Bekleidung, sondern auch für Grabmonumente gibt es jetzt ein erstes Fashionlabel

Manchmal ist es Zeit, sich über die ganz elementaren Dinge des Lebens Gedanken zu machen, auch wenn es schmerzt. Nein, es geht nicht um das augenblickliche Abschneiden der Hamburger Fußballvereine in den Bundesligen. Sondern um unser aller Nachleben im Gedenken unserer Lieben.

Sicherzustellen, dass das im besten Licht stattfindet, ist gar nicht so einfach, wenn man nicht gerade Mutter Teresa oder Mahatma Gandhi heißt. Zwar gilt unmittelbar nach Ableben die Grundregel „Über die Toten nur Gutes“. Aber spätestens beim Butterkuchen nach der Bestattung hat sich das meist schon wieder erledigt, und man geht zu den unterhaltsameren Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen über: Sätze, die mit „Wisst ihr noch ...“ beginnen, enden zu solchen Gelegenheiten nur selten schmeichelhaft. Doch wie dem entgegentreten?

Vielleicht klappt es ja mit einem individuellen Grabstein. Die Firma Rokstyle bezeichnet sich selbst als „das erste Fashionlabel für Grabsteine“ und ist mächtig stolz darauf, nicht nur ein „innovatives Konzept“, sondern auch einen „Showroom“ für Grabsteine präsentieren zu können: Modelle mit so klangvollen Namen wie „Sternenband“, „Milchstraße“ oder „Apart“ sollen den vom bayerischen Unternehmen beobachteten Trend zur „Weiterentwicklung im Bestattungsbereich“ aufgreifen und in Stein meißeln. Dummerweise sehen die neumodischen Hinkelsteine genauso aus, wie man sich das jetzt vielleicht vorstellt: Sie glitzern, funkeln und haben mit dem, was gemeinhin unter dem Stichwort Mode verstanden wird, ungefähr so viel zu tun wie das, was beim Discounter um die Ecke auf dem Grabbeltisch liegt.

Vielleicht helfen die Ungetüme ja trotzdem, sie sind schließlich conversation pieces, wie der Brite sagen würde. Grabstein gewordene Ablenkung für die Trauergemeinde, hinter der alle Missetaten des irdischen Daseins verblassen. Dann geht man zwar als derjenige in die Familienannalen ein, der unter Glitzer und Feenstaub liegt. Aber wer es im Diesseits so richtig hat krachen lassen, für den könnte das glatt eine schmeichelhafte Alternative sein.