Droht Big Brother im Wald? Piraten und Grüne wollen jedenfalls die Wildkameras verbannen

Kommt ein Pirat in den Wald ... Nein, kein Witz! Wer das denkt, befindet sich bei diesem Thema auf dem Holzweg. Geht es hierbei doch um das Bohren von dicken Brettern, was die Überwachung des Freizeitverhaltens von unbescholtenen Bürgern im dichten Fichtendickicht angeht. So setzen sich Vertreter der Piraten und der Grünen gerade vehement dafür ein, unbeobachtet zwischen Eiche, Buche und Fichte Fuchs und Hase Gute Nacht sagen zu dürfen – oder was immer einem beliebt. Ohne dabei unfreiwillig die Vorlage für ein Reality-TV-Format zu liefern. Dieser Gefahr sehen sich die ansonsten weniger publikumsscheuen Politiker ausgesetzt – durch den vermehrten Einsatz von Wildkameras in norddeutschen Wäldern.

Keine Schonung in der Schonung? Immerhin reden wir hier auch von so sensiblen Themen wie PiSa. Dem Pilzesammeln. Wer will dabei schon seine über Generationen vererbten, streng geheimen Sammelstellen preisgeben? Ganz davon zu schweigen, was passiert, wenn im Frühjahr die Triebe sprießen. Tatsächlich hat sich schon der eine oder andere „Geschäftstermin“ bei Sichtung der Filmaufnahmen als geschäftiges Treiben entpuppt. Manche „Hasis“ und „Mausis“ sollen danach ihrer Liebe zur Natur abgeschworen haben.

Eine totale Überwachung, da sind sich alle einig, will niemand. Aber in unserem Zeitalter, in dem jeder zweite Waldbesucher alle fünf Schritte ein Selfie postet („Ich und ein Baum“, „Ich und noch ein Baum“), kommt es doch eigentlich auf eine Aufnahme mehr oder weniger nicht an. Und denken Sie dabei doch auch einmal an die Wildbiologen, die Stunde um Stunde dem Moos beim Wachsen zusehen müssen, bis sich endlich einmal ein scheuer Vierbeiner vor die Kamera verirrt! Da ist ein Zweibeiner doch wenigstens eine willkommene Abwechslung.

Nur Vorsicht bei Kostümfesten im Wald: Wer den Wolf im Schafspelz gibt, läuft Gefahr, die Statistiken über die tierischen Rückkehrer zu verfälschen. Das wäre wirklich zum Heulen.