Bisexueller Asylsuchender aus Moskau mag doch nicht in Bayern bleiben – weil ihm die Unterkunft zu schmutzig ist

Das Leben in Russland war noch nie leicht. Zu Zarenzeiten herrschte die Arroganz des Hochadels. In der Sowjetära bestimmten Mangel und die Willkür der Partei das Dasein. Die Putin-Zeit hält neben materiellen Fortschritten und begrenzten Freiheiten Rückgriffe auf großrussische Ideologie bereit, die so manchem Zeitgenossen schlecht bekommen. Vor allem, wenn er oder sie einer sexuellen Orientierung folgen, die nicht in das orthodox-spießige Raster des neuen Russlands passen. So gilt schon seit 2013 ein Gesetz, das positive Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit von Minderjährigen oder in Medien unter Strafe stellt. Mit einem neuen Ukas soll nun Transsexuellen, Transvestiten, Fetischisten, Voyeuren, Exhibitionisten, Kleptomanen und Spielsüchtigen der Führerschein entzogen werden. Zur Begründung werden die exorbitant hohe Zahl an Verkehrstoten im Land und die „nicht konformen Lebensweisen“ der Betreffenden herangezogen. Vielleicht sollten besser die Alkoholiker auf die schwarze Liste gesetzt werden. Aber dann müssten große Teile der Nation zu Fuß gehen. Und Saufen gilt nach wie vor als konformes Verhalten.

Eine Situation zum Davonlaufen! So hat wohl auch ein 35 Jahre alter Moskowiter die Zustände in seiner kalten Heimat empfunden und sich zwecks Antrag auf Asyl nach München aufgemacht. Bisexuell sei er und mithin in Russland von Verfolgung bedroht, gab er an. Die zuständigen bayerischen Beamten nahmen die Sache ordnungsgemäß auf und schickten ihn in eine Münchner Flüchtlingsunterkunft. Dort genügte dem Schutzsuchenden ein Blick, um seine Situation noch einmal gründlich zu überdenken. Schon am selben Abend tauchte er wieder bei der Polizei am Flughafen auf und verlangte seinen Pass: Er wollte so schnell wie möglich wieder nach Moskau – weil die Unterkunft nicht sauber genug gewesen sei. Kurz und schmutzig, der Abstecher nach München.