Wissenschaftler der Uni Freiburg entwickeln für Handynutzer eine „Weltkarte für die Ohren“. Auch Hamburg tönt ganz schön

Bei der digitalen Vermessung der Welt kommt es jetzt auf den guten Ton an. Wer sich dazu bekennt, „ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals auf Hawaii“, kann sich nun den Weg dorthin sparen. Eine App im Smartphone vermittelt den Lärm vom Times Square und den Klang von Hula in Honolulu. Musikwissenschaftler der Universität Freiburg gestalten gerade eine Plattform, auf der jeder Handynutzer weltweit Geräusche aufnehmen und über das Internet anderen zugänglich machen kann. So soll eine Weltkarte für die Ohren entstehen. Es erklingt eine Symphonie aus Monsunregen, der auf ein Blechdach in Pakistan prasselt, im Takt mit quietschender Straßenbahn, die in Lissabon um die Ecke fährt. Rund um den Erdball ist zu vernehmen, wie in einem bayrischen Bergdorf die Kuhglocken bimmeln und auf Sylt die Wellen an den Strand klatschen.

Hamburg kann seine eigene Note zum globalen Konzert beitragen. Finkenwerder etwa, schon dem Namen nach eine Vogelinsel, sorgt mit seinen Hightech-Ornithologen für allerhand Dezibel. Das wird man in ländlichen Regionen, wo nie ein Flugzeug landet, zu schätzen wissen. Im Gegensatz dazu bietet sich für Ohlsdorf der „Sound Of Silence“ an, also nix als ewige Ruhe. Oder nehmen wir Winterhude. Die Namensgebung deutet auf klirrende Kälte hin. Sollte es dort zufällig übermäßig warm sein, kann man das Geräusch durch Eiswürfel, die in ein Whiskyglas plumpsen und sich knisternd auflösen, täuschend echt nachahmen. Der Lautmaler sollte in der beigefügten Beschreibung dann aber ehrlicherweise darauf hinweisen. Das gilt auch für Hufgetrappel aus Reitbrook, sofern es in den Walddörfern aufgenommen wurde, sowie für den Ruf der Eule auf der Uhlenhorst, wenn die Hörprobe mit Lauten aus der hohlen Hand oder einer Vogelstimmenpfeife imitiert wird. Von Steinwerder, wo früher das Nietenhämmern auf den Werften den Rhythmus bestimmte, ertönen heute dank des „Wunders von Bern“ Torschreie. Solche wiederum sind trotz Millioneneinsatzes in Bahrenfeld momentan verstummt. Dafür bittet eine Affenbande in Stellingen um Gehör.