Ob Jennifer Lopez oder Beyoncé – oft hat Erfolg eine schöne Kehrseite. Einige hinterngründige Betrachtungen zum „Year Of The Booty“

In vielen Sprachen der Welt finden sich mehr oder minder charmante Bezeichnungen für das weibliche Gesäß. Das mag damit zusammenhängen, dass selbigem bei der Partnerwahl eine gewisse, wenn auch beziehungstechnisch insgesamt überschätzte Bedeutung zukommen kann. Der einschlägige angelsächsische Begriff „booty“ gerinnt dabei zu einem Herrenwitz, da er ursprünglich „Beute“ bedeutet. Dies hat vor allem die amerikanische Popkultur aber nicht daran gehindert, booty zu einer Art Wort des Jahres zu erheben.

Der steiflippige Londoner „Guardian“, der sonst Berichte über Hinterteile nicht in den Vordergrund stellt, erkor 2014 gar zum „Year Of The Booty“. Ausgelöst worden war diese kulturelle Rück-Besinnung durch Sangesgrößen wie Jennifer Lopez, Beyoncé oder Nicki Minaj, deren üppige Ausstattung sich ohnehin kaum verleugnen lässt. Mit riesigem Erfolg – so konnte Frau Minaj nur 24 Stunden nach der Veröffentlichung ihres booty-lastigen Videos „Anaconda“ einen Rekord von 20 Millionen Klicks vermelden. Darin fordert die Dame ausdrücklich dazu auf, ihr auf den Hintern zu starren – ein nicht von allen Frauen geschätztes zwischenmenschliches Verhalten, das sich mancher Mann gerade unter Mühen abgewöhnt hatte.

Es war wohl notwendig, mit dem Liedtitel „bootylicious“ einen Kunstbegriff zu erfinden, der die Köstlichkeit des rhythmisch Vorgeführten beschreibt. Die aus ehrwürdigen afrikanischen Traditionen stammende Neigung zu prallen Gesäßen, eigentlich ein formschönes Reservoir des Körpers für karge Zeiten, hat über die afroamerikanische Szene Eingang in die globale Popkultur gefunden. Das US-Glitzerblatt „Vogue“ sprach ungeschnörkelt von der „Ära des dicken Hinterns“. Der bis dato begehrte Po im Brötchenformat ist out.

Der Hype um den Hintern lenkt allerdings von Wichtigerem ab. Schon Kurt Tucholsky warnte: Man kann den Hintern schminken, wie man will – es wird kein ordentliches Gesicht daraus.