Beten statt texten: Ein genervter Geistlicher in Neapel legt mit einem Störsender die Mobiltelefone in seiner Kirche lahm

Kritiker der katholischen Kirche würden die Sache wahrscheinlich so sehen: Störer zum Verstummen zu bringen, darin haben sie jahrhundertelange Übung, die Herren Geistlichen. Doch um Himmels Willen: Es ist natürlich längst nicht so einfach. Und während Michele Madonna, ein Priester in Neapel, eigentlich schon für seinen Namen gebenedeit gehört, hat er jetzt auch die Segnungen der modernen Technik für sich und seinen Arbeitsplatz entdeckt.

Denn weil der Italiener an fast nichts lieber herumspielt als an seinem telefonino, und weil das ständige Klingeln, Fiepen und Bimmeln in die Gottesdienste von Madonnas Kirche Santa Maria a Montesanto dazwischenfunkte, hat sich der genervte Geistliche einen Störsender besorgt. Einmal anschalten, und basta: himmlische Ruhe. Keine SMS, kein Facebook, keine Selfies mit Jesus. Madonnas Gebete, die Würde des Gotteshauses zu wahren, wurden so (wenn auch nicht ganz freiwillig) erhört. Aber egal: Selbst ist der Priester. Der Zweck heiligt die Mittel.

Frei nach der sehr katholischen Devise „Dezenz ist Schwäche“ hat Monsignore Madonna allerdings den Senderegler gleich bis zum Anschlag aufgedreht: Rund um die Ruhezone, in den Geschäften des Stadtteils Pignasecca, geht jetzt nichts mehr, heißt es. Keine Handys, keine Tablets. Das wäre ja womöglich noch zu verschmerzen, für die kurze Distanz hat der Neapolitaner schließlich seine Stimme, zwei Hände und ein vielfältiges Gestenrepertoire. Aber auch der Zahlungsverkehr mit Bankkarten sei gestört. Und beim Umgang mit Geld hört die Madonna-Verehrung dann doch wieder auf. Madonnas Sekretär macht auf Unschuldslamm: „Störungen gibt es nur in der Kirche.“ Ob Madonna gegen Zahlung einer großzügigen Spende für einen guten Zweck bereit wäre, das eine oder andere Handy-Funkloch für reuige Sünder offenzulassen, ist noch nicht bekannt. Der kleine Trost, der den ausgebremsten Gläubigen bleibt: Gott hat immer Netz.