Es kann nur einen geben. Der Herrscher von Nordkorea befiehlt den Untertanen, ihre Kinder anders zu benennen

Aus Libyen kommt immer etwas Neues, meinte einst Aristoteles. Er kannte Nordkorea nicht. Auch das kleine Reich der Familie Kim ist nicht nur eine brutale Diktatur, sondern auch ein steter Quell der Innovation. Jedenfalls wenn es um Skurrilitäten geht. Und die haben oft mit dem ungebremsten Führerkult zu tun, der selbst das Gehabe um den einstigen Sowjetdiktator Stalin in den finstersten Schatten stellt.

Wenn die „Wahlergebnisse“ die 100-Prozent-Marke erreicht haben, das Land mit Statuen zugepflastert ist, die Untertanen schon gewohnheitsmäßig bei Erscheinen des Führers oder auch nur bei Nennung seines Namens in Ekstase geraten, scheinen Steigerungen schwer möglich. Für uns jedenfalls. Südkoreanische Regierungsbeamte berichten aber nun vom neuesten Einfall am Hofe von Pjöngjang: Niemand außer dem „Obersten Führer“ Kim Jong-un selbst darf Kim Jong-un heißen. Gewöhnlichen Untertanen ist es verboten, ihre Sprösslinge genauso wie den Wonneproppen an der Staatsspitze zu nennen. Die Verehrung des genialen und sonnengleichen Herrschers findet ihren höchsten Ausdruck nun im Verzicht. Geheiligt werde sein Name! Sein Reich ist ja schon da.

Auch die Namen von Papa Kim Jong-il, dem einstigen „Geliebten Führer“ und Opa Kim Il-sung, dem „Großen Führer“ und Begründer der einzigen kommunistischen Dynastie der Welt sind tabu. Den zuständigen Behörden wurde untersagt, Geburtsurkunden mit diesen Namen für gültig zu erklären.

Zum Glück herrscht im Gegensatz zu Lebensmitteln, Heizmaterial oder gar Freiheit wenigstens an alternativen Vornamen kein Mangel im Lande. In noch ärgere Bedrängnis würden die bedauernswerten Nordkoreaner allerdings kommen, wenn auch noch der Familienname Kim, der so viel wie Gold bedeutet, auf den Index käme. Ungefähr 20 Prozent der Untertanen des goldigen Führers tragen ihn nämlich – bisher jedenfalls.