Tschüs, bedruckte Weihnachtskarte. Die meisten Grüße zum Fest werden elektronisch verschickt

Den Weihnachtsgrußkartenherstellern droht ein dramatischer Konjunktureinbruch. Nur noch jeder Fünfte verschickt zum Fest einen mit Glitzer bedruckten Karton. Dagegen offenbaren immer mehr Menschen ein neues, post-weihnachtspostliches Sendungsbewusstsein: 40 Prozent der Bewohner Deutschlands verschicken Weihnachtsgrüße per E-Mail, 30 Prozent per SMS. Mancher ist ratzfatz mit frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr in weniger als zehn Minuten durch, fand das Meinungsforschungsinstitut YouGov bei einer Umfrage für E-Mail-Dienste heraus.

Damit man nicht lange nachdenken muss, was man digital versendet, bietet das Internet gebrauchsfertige Sätze für Botschaften zum Fest an. Für intime Freundschaften eignet sich ein Reim, der mehr zum Schütteln als zum Rühren ist: „Seit Wochen freu ich mich auf diesen Tag, den ich mit dir verbringen mag. Verkleide mich als Weihnachtsmann, was folgt, das sehen wir ja dann.“ Und für Chefs, die Mitarbeitern Gutes wünschen: „Die Arbeit ruht, es ist so weit. Für alle ist nun Weihnachtszeit.“

Auch wenn diese gedichtete Vorfreude, was Länge und Inhalt angeht, Twitter-kompatibel ist, so ist sie doch immer noch viel zu lang. In der Kürze liegt die Würze. Dialog auf WhatsApp: „was machste xmas?“ – „gehn essen, nom nom“ – „jip!“ – „späta party?“ – „yup, bin dabei, bäm!“. Dabei steht nom nom für lecker, jip! für einen Ausruf der totalen Begeisterung. Und wer bäm! schreibt, kriegt sich gar nicht mehr ein.

Sprachbewahrer sehen angesichts dieser Entwicklung schwarz. Ihre Befürchtung: Junge Leute könnten kein korrektes Deutsch mehr schreiben. Dem widerspricht eine Studie entschieden, sie kommt aber aus der Schweiz: Die Sprache sei nicht in Gefahr, wenn platz- und zeitsparend mit kryptischen Kürzeln kommuniziert wird. Da sich die Zeilen dieses Textes nun urplötzlich dem Ende nähern, muss ich mich gezwungenermaßen kurz fassen. Ich sage einfach BDDT – bis denn dann tschüs.